Düsseldorf.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche in NRW hat 2015 einen traurigen Rekord von 62 262 Fällen erreicht. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein dramatischer Anstieg um mehr als 18 Prozent. Damit setzt sich eine Negativserie seit 2010 fort: Innerhalb von nur fünf Jahren sind die Einbruchszahlen in NRW um 38,5 Prozent gestiegen. Die Aufklärungsquote liegt dagegen bei nicht einmal 14 Prozent, in Großstädten teils deutlich darunter.
Die CDU sprach von einer „verheerenden Bilanz“ von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). „Statt Blitzermarathons und Show-Razzien hätte er mit mehr Polizeipräsenz den Fahndungs- und Ermittlungsdruck erhöhen müssen“, sagte CDU-Innenexperte Werner Lohn.
Vor allem die gut erreichbaren Großstädte an Rhein und Ruhr sind zum bevorzugten Einsatzgebiet international operierender Einbrecherbanden geworden. Die Polizei verliert immer häufiger den Wettlauf mit reisenden Kriminellen, die professionell fliehen und Diebesgut schnell verwerten können.
„Für die NRW-Polizei hat der Kampf gegen Einbrecher höchste Priorität“, sagte Jäger. Ein neues „Einbruchsradar“ solle für mehr Transparenz und Sensibilität sorgen. Alle 47 NRW-Polizeibehörden würden ab Mitte April 2016 auf ihren Internetseiten Karten veröffentlichen, die Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche aus der Vorwoche verzeichnen. So soll sich jeder Bürger ein Bild über Einbrüche in der eigenen Umgebung machen können.
Der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Sebastian Fiedler, sprach von einem „risikoarmen Klima“ für Einbrecher in NRW. Es fehlten 15 000 Polizisten im Land, und die professionellen Einbrecher-Banden wüssten genau, wie vergleichsweise gering das Risiko an Rhein und Ruhr sei, erwischt zu werden. Bayern habe seine Polizei personell viel besser aufgestellt als NRW. „In München bearbeitet ein Beamter im Schnitt 85 Fälle aller Art im Jahr, in Köln sind es 175 Fälle“, sagte Fiedler.