Washington.

Also doch Hillary Clinton gegen Donald Trump: eine frühere First Lady, politisch erfahrene Senatorin, weltläufige Außenministerin und hoch bezahlte Gastrednerin und Buchautorin auf der einen Seite. Ein bis in die gefönten Haarspitzen eitler Geschäftsmann, Populist, Milliardär und Politik-Verächter auf der anderen. Nach den Vorwahlen am „Super-Tuesday“ läuft der Kampf um die Präsidentschaft in den USA immer stärker auf ein Duell dieser beiden hinaus. Bis zur Nominierung sind es zwar noch fünf Monate hin. Und die heiße Wahlkampfphase um die Nachfolge von Barack Obama beginnt sowieso erst im September. Aber die Konturen des Showdowns sind schon erkennbar.

Arrogant und grobschlächtig

Über Trump sagen inzwischen selbst Parteifreude: „Er ist der arroganteste, grobschlächtigste und selbstverliebteste Kerl, den ich in meiner Karriere erlebt habe.“ Durch seine gut dokumentierten Attacken gegen Latinos, Frauen, Schwarze, Liberale und Behinderte hat sich Trump aus Sicht demokratischer Strategen „komplett verwundbar gemacht“. Hillary Clinton wird in Schlüssel-Staaten eine Welle von Negativ-Werbung lostreten, die Trump als „unwählbar darstellt“. Schlüsselworte: Berechenbarkeit und Selbstbeherrschung.

Beides hat Trump bisher vermissen lassen. Dass er auf diplomatische Etikette pfeift und Andersdenkende pauschal als „dumm“, „hässlich“, „verrückt“ oder „Verlierer“ abkanzelt, hat die Sorge wachsen lassen, dass ein Präsident Trump durch vulgäre Äußerungen das Ansehen der USA in der Welt schwer beschädigen und militärische Konflikte auslösen könnte. Clintons Kampagne wird moderaten Wählern vor Augen führen wollen, dass Amerika ein „Himmelfahrtskommando“ eingeht, würde man Trump ins Weiße Haus lassen.

In dieses Raster passt, was Trump bisher zum Thema Wirtschaft gesagt hat. Er will die von US-Firmen im Zuge der Globalisierung nach Mexiko oder China ausgelagerten Arbeitsplätze unter Druck wieder zurückholen, den Freihandel eindämmen, was ein Nein zum TTIP-Abkommen mit Europa bedeuten würde, internationale Handelsorganisationen ignorieren und im Ausland geparkte Gewinne von US-Unternehmen zurückleiten. „All das trägt die Aufschrift Isolationismus“, sagen Ökonomen der Denkfabrik Cato. Clintons Ansatz wird sein, Trump als Hochrisiko für die Wirtschaft darzustellen. Ihr Kronzeuge: Ex-Finanzminister Larry Summers. Sein Urteil: „Die mögliche Wahl von Donald Trump zum Präsidenten ist die zurzeit größte Bedrohung des Wohlstands und der Sicherheit Amerikas.“

Tadelloser Geschäftsmann?

Trumps Aura als tadelloser Geschäftsmann gedenkt das Clinton-Lager anhand solcher Vorfälle zu zerstören: Die New Yorker Staatsanwaltschaft klagt Trump demnächst an, an einer unter seinem Namen betriebenen Pseudo-Universität 5000 Studenten um 40 Millionen Dollar geprellt zu haben.

Beste Wahlkampf-Munition demografischer Art sehen Clintons Berater außerdem in der Gruppe der Latinos. Trump hat die stetig wachsende Bevölkerungsschicht mit seinem „Gelübde“, 12 Millionen Illegale im Land abschieben zu lassen, brachial vor den Kopf gestoßen. Neue Umfragen belegen, dass 80 Prozent der Latinos nur einen Kandidaten wählen würden, der sich für eine nachträgliche Legalisierung, für einen Weg zur Staatsbürgerschaft stark macht. Trump dagegen verspricht nicht nur die Deportierung. Sondern eine undurchlässige Mauer an der Grenze zu Mexiko. Clinton setzt sich von dieser Politik ab: „Wir müssen Amerika wieder vereinen. Anstatt Mauern zu errichten, müssen wir Grenzen überwinden.“

Umgekehrt wird Trump alle Register ziehen, um Clinton als Prototyp des verhassten Washingtoner Systems erscheinen zu lassen. Gerade ältere, weiße und schlechter gebildete Amerikaner sehen darin die Wurzel allen Übels. Zu den Altlasten, die Trump freilegen und neu aufbereiten würde, gehörte gewiss die Affäre um Clintons privaten E-Mail-Server während ihrer Zeit als Außenministerin. FBI-Ermittlungen dazu sind noch nicht beendet.

Außereheliche Kapriolen

Fest steht auch, dass Hillary Clinton in Sippenhaft genommen würde für die Politik, die Ehemann Bill während seiner Amtszeit exekutiert hat. Dessen Strafrechtsreform hat mit dazu geführt, dass heute überproportional viel Schwarze wegen geringfügiger Verbrechen langjährige Haftstrafen verbüßen. Trump wird zudem genüsslich die außerehelichen Kapriolen Bill Clintons (Stichwort: Lewinsky) aufwärmen, um auch auf diesem Weg die Vertrauenswürdigkeit Hillarys zu erschüttern.

Wie diese Auseinandersetzungen ausgehen, welchen Einfluss das absehbar heftige Schmutzige-Wäsche-Waschen auf die Entscheidung unentschlossener Wähler haben wird, ist nicht absehbar. Zurzeit geben die Meinungsforscher Trump in einem direkten Duell gegen Clinton keine Chance. Ein plötzlicher Knick in der Konjunktur, ein Terror-Anschlag auf amerikanischem Boden, eine Anklage gegen Clinton wegen Geheimnisverrats könnten das Bild sehr schnell drehen. Und damit die Mehrheiten. Am meisten fürchten Demokraten einen Faktor, der allein auf Trump zurückgeht: Er hat bei den Vorwahlen bisher Zigtausende Wähler mobilisiert, die dem demokratischen Prozess seit vielen Jahren aus Enttäuschung ferngeblieben waren.