Washington. .
Dank der umstrittenen Enthüllungsplattform „WikiLeaks“ erfährt die Welt in unregelmäßigen Abständen davon, wer und was die amerikanischen Geheimdienste besonders interessiert. Wie neue Geheim-Unterlagen nahelegen, war Bundeskanzlerin Angela Merkel, deren Mobiltelefon lange von der „National Security Agency“ (NSA) abgehört wurden, offenbar weitaus stärker im Visier der Lauscher aus Fort Meade, als bisher bekannt.
Danach war etwa die Dreier-Runde Angela Merkel, Nicolas Sarkozy, Silvio Berlusconi am 22. Oktober 2011 alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Um die seinerzeit grassierende Verschuldungsmisere der italienischen Banken einzudämmen, bedrängten der französische Premier und die deutsche Kanzlerin ihren Kollegen, müsse Italien umgehend geeignete Maßnahmen ergreifen. „Worte reichen nicht mehr aus.“ Andernfalls werde der Finanzsektor des Landes bald „knallen wie der Korken einer Champagnerflasche“. Der Satz, was Wunder, wird dem Franzosen Sarkozy zugeschrieben.
Die Quelle für die Depesche des US-Geheimdienstes NSA, der in der hochrangigen Runde einen „sehr schroffen“ und „spannungsgeladenen“ Ton ausgemacht haben will, war der damalige außenpolitische Berater Berlusconis, Valentino Valentini, den die NSA-Lauscher abgefangen hatten. Auch bei einer anderen Abhöraktion, die Wikileaks anhand von Original-Dokumenten dokumentiert (https://wikileaks.org/nsa-201602/), wird deutlich, dass die NSA an Kanzlerin Merkel umfassendes Interesse hatte.
2008 kam die deutsche Regierungschefin mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zusammen. Laut NSA lobte Ban Merkels Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel und ihre ununterbrochene Überzeugungsarbeit bei den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union. In dem Gespräch 2008 soll der Chef der Vereinten Nationen auch von einem günstigen Zeitfenster gesprochen haben, um die Regierung des damals neu gewählten US-Präsidenten Barack Obama für den Kampf gegen den weltweiten Klimawandel zu gewinnen.
WikiLeaks-Gründer Julian Assange würzte die jüngste Portion der Enthüllungen, die vor fünf Jahren begannen, mit der Einschätzung: „Wir haben heute gezeigt, dass die privaten Treffen von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Schutz des Planeten vor dem Klimawandel von einem Land ausgespäht wurden, das seine größten Ölfirmen schützen will.“ Assange ist nun gespannt auf die Reaktionen der UN. „Denn wenn der Generalsekretär folgenlos ins Visier genommen werden kann, dann ist jeder in Gefahr – vom Staatenlenker bis zum Straßenkehrer.“