Dortmund. .

Der mysteriöse Fund eines Blanko-Personalausweises sorgt seit Wochen für Wirbel in der Dortmunder Stadtverwaltung. Städtische Rechnungsprüfer durch­forsten derzeit fieberhaft das für die Passausgabe zuständige Amt für Bürgerdienste nach Lücken im Kontrollsystem. Auch die Dortmunder Staatsanwaltschaft ermittelt.

Der Verdacht ist groß, dass es sich bei dem Ende letzten Jahres im Handschuhfach eines Unfallfahrzeugs auf der Autobahn 44 gefun­denen Blanko-Dokument mit Dortmunder Kennung möglicherweise nur um die Spitze eines Eisbergs handelt. Die Polizei war im Handschuhfach des Autos zufällig auf den Rohling gestoßen. Das Papier wird für die Ausstellung eines vorläufigen Personalausweises verwendet, der im Gegensatz zum endgültigen ­Personalausweis direkt in der Amtsstube gedruckt und dem Antrag­steller ausgehändigt wird. Gültig ist so ein provisorischer „Perso“ allerdings nur drei Monate.

Dennoch sind die Behörden alarmiert. Stadtspitze und Staatsanwaltschaft hüllen sich derzeit in Schweigen über mögliche Hintergründe. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Staatsanwalt Henner Kruse gestern. In Rathauskreisen geht man längst davon aus, dass rund 100 dieser Blanko-Papiere – „oder mehr“ – verschwunden sein könnten. Dass die Dokumente überhaupt abhanden kamen, werde intern auf eine ­Mischung aus „Schlamperei und Kriminalität“ zurückgeführt, wie ein Insider dieser Zeitung sagte.

„Schlamperei und Kriminalität“

Offizielle Ergebnisse wollen die ­städtischen Rechnungsprüfer am kommenden Donnerstag vorlegen. Ob bis dahin das ganze Ausmaß des Vorgangs feststeht, ist allerdings fraglich. Die Dortmunder Bürgerdienste stellen pro Jahr rund 8000 vorläufige Personalausweise und 2000 vorläu­fige Reisepässe aus. Die Prüfer müssen also den Verbleib Zigtausender Ausweisvordrucke überprüfen, die die Stadt in den letzten Jahren von der Bundesdruckerei erhalten hat. Ein Stadtsprecher: „Das dauert.“

Eine erste Überprüfung konnte aber bereits Lücken in der Bestandsverwaltung aufdecken. Außerdem wurden in Schreibtischschubläden von Mitarbeitern mehr Rohlinge ­gefunden, als für den Tagesbedarf nötig gewesen wären. Die Blanko-Dokumente werden normalerweise in einem alarmgesicherten Raum und in einem Panzerschrank auf­bewahrt. Insgesamt haben rund 100 städtische Bedienstete Zugriff auf die Dokumente.