Düsseldorf. Tausende Flüchtlingskinder stellen Schulen vor Probleme. Klassen werden zu groß, Lehrer fehlen. Pensionierte Pädagogen sollen nun Lücken stopfen.
- In NRW droht durch die hohe Zahl von mehr als 40.000 Flüchtlingskindern ein massiver Lehrermangel
- "Der Markt an Lehrern ist leer gefegt", sagt ein Oberhausener Berufsschulrektor
- Pensionierte Pädagogen sollen nun Lücken stopfen
In NRW droht durch die hohe Zahl von mehr als 40.000 Flüchtlingskindern ein massiver Lehrermangel. Außerdem fürchteten Experten in einer Anhörung im Landtag, dass im Jahr 2016 Klassenräume, Schulcontainer und Schulpädagogen fehlen werden. „Der Markt an Lehrern ist leer gefegt“, sagte der Oberhausener Berufsschulrektor Marc Bücker.
Die Schulexpertin des Regierungspräsidiums Arnsberg, Susanne Blassberg-Bense, rechnet nicht damit, dass sie in diesem Jahr – anders als noch 2015 - alle Lehrerstellen besetzen kann. Die Behörde will deshalb pensionierte Lehrkräfte über Zuverdienst oder ehrenamtlich gewinnen. Bisher ist das allerdings nur in Einzelfällen für wenige Stunden gelungen.
Klassenobergrenzen erreicht
In der Anhörung berichtete die Dortmund Schuldezernentin Daniela Schneckenburger (Grüne) am Beispiel ihrer Stadt von aktuellen Problemen. Dortmund habe allein 1000 unbegleitete Jugendliche aufgenommen. Von bisher 131 Auffangklassen für Flüchtlingskinder werde die Zahl bis zum Jahresende auf 190 Klassen steigen. An Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen seien Klassenobergrenzen erreicht. Bei der Aufnahme zusätzlicher Flüchtlinge und der Einhaltung des Klassenfrequenzrichtwerts gebe es nicht genug Platzkapazitäten, mahnte Schneckenburger. In vielen Städten werden geplante Schulschließungen gestoppt. „Wir müssen von Schrumpfung auf Wachstum umstellen.“
Die Bildungsgewerkschaft GEW verlangte 4000 zusätzliche Lehrerstellen für die Beschulung der Flüchtlingskinder in NRW. Nötig seien vor allem Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache. Die NRW-Vorsitzende des Verbandes lehrer nrw, Brigitte Balbach, vermisste ein Gesamtkonzept der Landesregierung für die Flüchtlinge. Balbach sprach sich für eine „Erstphase“ aus von sechs Monaten, in der Flüchtlingskinder ausschließlich Deutsch lernten. „Sonst schleppen sie die Defizite jahrelang mit.“ Zudem müssten alle Lehrer gezielt fortgebildet werden.
FDP-Schulexpertin Yvonne Gebauer würdigte wie auch die Sprecherinnen von SPD und Grünen den Einsatz der Schulen zur Integration der Flüchtlingskinder. Schulen benötigten aber mehr Hilfen des Schulministeriums, sagte Gebauer. Nach Angaben des Schulministeriums hat NRW 2015 und 2016 insgesamt 5766 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen. CDU-Expertin Petra Vogt forderte mehr multiprofessionelle Teams mit Psychologen, Dolmetschern und Schulsozialarbeitern.