Ruhrgebiet.. Die Drängelei auf deutschen Straßen nimmt stark zu – mit schwerwiegenden Folgen. Unfallforscher haben dieses Phänomen bislang nur wenig untersucht,
Die Drängelei auf deutschen Straßen nimmt stark zu – mit schwerwiegenden Folgen. Während die Zahl der Unfälle mit Personenschaden insgesamt sinkt, steigt der Anteil der schweren Chrashs, die durch mangelnden Abstand verursacht sind, seit mindestens fünf Jahren deutlich an: in NRW um 11 Prozent, im Bund gar um 15,7 Prozent. Das ergibt eine Auswertung der polizeilichen Unfallstatistik für die Jahre 2011 bis September 2015.
Im Jahr 2014 kamen durch diese Aggression auf deutschen Straßen jeden Tag rund 190 Autofahrer zu Schaden (zum Vergleich 2011: 164 pro Tag). Jeder siebte von ihnen wurde schwer verletzt. Alle 66 Stunden starb ein Mensch durch Drängeln.
Unfallforscher zeigen sich überrascht
Doch die Fachwelt scheint diesen rapiden Anstieg der drängelbedingten Unfälle schlicht übersehen zu haben. Siegfried Brockmann, oberster Unfallforscher beim Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft, gibt seine Überraschung unumwunden zu: „Das ist mir nicht aufgefallen. Es gibt auch keine Studie zur Unfallursache Abstand oder zum Thema Aggression im Straßenverkehr.“ Auch beim ADAC und beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat: Fehlanzeige.
Für eine Zunahme der Aggressivität im Straßenverkehr spricht allerdings die Einschätzung von Verkehrspolizisten. Nötigungsdelikte auf den Straßen seien vor fünf Jahren noch eine Randerscheinung gewesen, erklärt Jürgen Fix, Leiter der Verkehrsdirektion Oberhausen. „Mittlerweile laufen jeden Tag ein oder zwei Fälle ein. Die Anlässe werden immer banaler.“ Verkehrsteilnehmer würden ausgebremst, beschimpft, bespuckt oder bedroht, etwa weil sie angeblich zu langsam gefahren seien, so Fix. „Ja, die Aggressivität nimmt eindeutig zu.“