Düsseldorf. .
An den NRW-Gymnasien fallen deutlich mehr Unterrichtsstunden aus, als von der rot-grünen Landesregierung angegeben. Eine Erhebung der Landeselternschaft zum Unterrichtsausfall an 53 der 625 NRW-Gymnasien ergab in den Klassen 5 bis 9 im Schnitt 6,4 Prozent Ausfall. Die NRW-Landesregierung schätzt nur 1,7 Prozent.
Der Vorsitzende der Landeselternschaft NRW, Ulrich Czygan, sagte der NRZ, dass in der Erhebung nur Stunden erfasst wurden, die komplett ausgefallen sind oder in denen Schüler sich unter Aufsicht einer Lehrkraft selbst beschäftigten. „Fachfremd erteilter Unterricht ist in der Erhebung nicht einmal enthalten.“ Czygan warf Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) vor, Ausfall wegzudefinieren. Löhrmann spreche selbst dann von erteiltem Unterricht, wenn ein Lehrer zwei Klassen auf einem Flur gleichzeitig betreue oder Lerngruppen zusammengefasst würden.
Die Erhebung wurde im Oktober/November 2015 durchgeführt. Die Elternschaft hatte Schulleitern Anonymität zugesagt und deren Vertretungspläne ausgewertet. In einzelnen Klassen wurden dabei bis zu 33,3 Prozent Unterrichtsausfall registriert, ohne dass Lehrer durch Klassenfahrten anderweitig verhindert waren.
Der NRW-Vorsitzende des Philologenverbandes, Peter Silbernagel, bestätigte den „eklatanten Ausfall“. „Die Schulen brauchen eine flexible Stellenreserve und Tausende zusätzliche Lehrer“, sagte Silbernagel. Die Unterrichtsversorgung werde zur „Achillesferse“ und größten politischen Herausforderung der NRW-Regierung. Der Vorsitzende der Gewerkschaft VBE, Udo Beckmann, forderte acht Prozent Stellenreserve an allen Schulformen.
FDP-Schulexpertin Yvonne Gebauer warf der rot-grünen Landesregierung vor, sie führe „die Eltern hinters Licht“. Die Erhebung widerlege die Behauptung, der Unterrichtsausfall an Gymnasien betrage nur 1,4 Prozent und an allen NRW-Schulen 1,7 Prozent. CDU-Schulexpertin Petra Vogt kritisierte, dass Ministerin Löhrmann „die wahre Situation an Schulen verschleiert“. Jeder Unterrichtsausfall trage dazu bei, dass besonders Kinder aus bildungsfernen Familien „eher auf der Strecke bleiben“.