Berlin. Nach den Angriffen auf Frauen an Silvester hat sich jetzt eine feministische Bewegung gegen sexuelle Gewalt und Rassismus formiert.
Nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln und anderen deutschen Städten wurden im Internet schnell alle möglichen Stimmen laut – besorgte, wütende, rassistische. Aber wo blieb der feministische Aufschrei? Das fragten sich in den vergangenen Tagen viele. Und jetzt ist er da. 22 Frauenrechtlerinnen haben am Montag auf der Internetseite www.ausnahmslos.org eine Erklärung veröffentlicht, in der sie fordern, sexualisierte Gewalt nicht pauschal einer Religion oder Ethnie zuzuschreiben. Außerdem solidarisieren sich unter dem Hashtag #ausnahmslos im Kurznachrichtendienst Twitter zahlreiche Menschen mit den Initiatorinnen – darunter auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) oder Grünen-Politikerin Renate Künast.
„Gemeinsam gegen Sexismus und Rassismus. Nicht nur Frauen und erst recht nicht erst seit #koelnbhf, sondern #ausnahmslos“, schrieb Maas auf Twitter. Viele Politiker, Journalisten und auch Schauspieler schlossen sich der Aktion an und äußerten sich dazu auf Twitter.
Die Frauenrechtlerinnen wollen, dass sexualisierte Gewalt nicht nur dann thematisiert wird, „wenn die Täter die vermeintlich ‘Anderen’ sind: die muslimischen, arabischen, Schwarzen oder nordafrikanischen Männer“, heißt es in der Erklärung. „Es ist für alle schädlich, wenn feministische Anliegen von Populist_innen instrumentalisiert werden, um gegen einzelne Bevölkerungsgruppen zu hetzen, wie das aktuell in der Debatte um die Silvesternacht getan wird“, schrieben die Initiatorinnen weiter, unter ihnen die Autorin und Aktivistin Anne Wizorek. Sie sorgte bereits vor drei Jahren mit dem Hashtag #aufschrei für Aufsehen.
Opfer müssen im Zentrum stehen
Die Ereignisse in Köln dürften nicht zu einer rassistischen Hetze instrumentalisiert werden, sagte die Journalistin und Mitinitiatorin Kübra Gümüşay. „Wir stehen solidarisch mit allen Betroffenen“, betonte Gümüşay. Sie beklage, bei der aktuellen Debatte über sexualisierte Gewalt seien die Opfer in den Hintergrund geraten. „Die Themen Sexismus und sexualisierte Gewalt müssen so diskutiert werden, dass die Opfer im Zentrum stehen und geschützt werden.“
In ihrer Erklärung erheben die Frauenrechtlerinnen 14 Forderungen, unter anderem soll die Arbeit der Beratungsstellen gestärkt und öffentliche Aufklärungsarbeit ausgebaut werden. „Der Einsatz gegen sexualisierte Gewalt muss jeden Tag ausnahmslos politische Priorität haben, denn sie ist ein fortwährendes Problem, das uns alle betrifft“, heißt es.
Bis Montagnachmittag hatten mehr als 400 Menschen den am Montagmittag gestarteten Aufruf unterzeichnet, darunter Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), Grünen-Politikerin Claudia Roth oder Linken-Chefin Katja Kipping. (jei/epd/dpa)