Berlin. 2015 war ein Jahr des Terrors – und der Terrorangst. In die Trauer um die Toten mischt sich die Sorge, selbst zum Opfer zu werden.

Es begann in Paris – und in der französischen Hauptstadt fand der internationale Terrorismus 2015 auch seinen blutigen und traurigen Höhepunkt. Zwischen den Anschlägen auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt am 7./8. Januar mit 19 Toten und dem Massemord in der Konzerthalle Bataclan und in mehreren Straßencafés, bei dem am 13. November insgesamt 130 Menschen starben, liegen zehn Monate mit Hunderten Terroropfern in Europa und Afrika, im Nahen Osten und in den USA.

Mal waren es – wie in Tunesien – Dutzende argloser Museumsbesucher und Strandurlauber, die von gewissenlosen Mördern des „islamischen Staats“ (IS) erschossen wurden. Ein anderes Mal – im türkischen Ankara – wurden über 100 Teilnehmer einer Demonstration von Kurden zu Opfern eines Sprengstoffanschlags.

Europas Hauptstadt Brüssel im Ausnahmezustand

Nicht immer ist Herkunft und Motivation der Täter klar. Bei den Pariser Anschlägen im Januar bekannte sich sowohl der IS als auch Al-Kaida zu den Morden. Beim Absturz eines russischen Urlauber-Jets mit über 220 Insassen über dem ägyptischen Sinai im Oktober ist unklar, ob der IS wirklich – wie die Terrorgruppe behauptet – dahintersteckt. Und in den USA wertet das FBI die Ermordung von 14 Menschen in einer Behinderteneinrichtung in San Bernardino als Terrorakt; die Täter, ein in den USA lebendes Ehepaar, wurden vom IS als „Unterstützer“ bezeichnet.

Vor allem die Anschläge in Paris haben die Terrorangst in Europa deutlich verstärkt. In Deutschland weisen Politiker wie Sicherheitsexperten daraufhin, dass auch die Bundesrepublik als potenzielles Ziel im Fokus des internationalen Terrors steht. Kurz nach den Anschlägen von Paris im November am Abend des Fußball-Länderspiel Frankreich-Deutschland wird in Hannover Spiel Deutschland-Niederlande wegen einer Terrorwarnung abgesagt. Vermeintlich verdächtige Gegenstände an Bahnhöfen und in Innenstädten sorgen für Chaos.

Und in Brüssel ruht während der Fahndung nach den Hintermännern des Bataclan-Massakers über Tage hinweg das öffentliche Leben. Es sind Tage voller beklemmender Angst – und voller Symbolik: Der Terror versetzt Europas Metropole in den Ausnahmezustand.