Schwäbisch Gmünd/Berlin. In Schwäbisch Gmünd und Sachsen sind geplante Asylunterkünfte angezündet worden. In NRW hat sich die Zahl der Anschläge versechsfacht.
In Schwäbisch Gmünd und dem sächsischen Erzgebirge sind an Weihnachten Unterkünfte angezündet worden, die für Flüchtlinge vorgesehen waren. Die Polizei suchte nach Spuren von Brandbeschleunigern, Hinweise auf die Täter gab es bislang nicht. Verletzt wurde niemand.
Im sächsischen Schlettau warfen nach ersten Erkenntnissen am frühen Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages vier Unbekannte Brandsätze gegen die dort geplante Unterkunft. Zwei von ihnen seien beim Wurf durch eine Fensterscheibe erloschen, zwei weitere konnten vom Wachschutz gelöscht werden, teilte die Polizei mit.
Geringe Schäden auch in Schwäbisch Gmünd
Der Brand in Schwäbisch Gmünd hatte sich bereits am ersten Weihnachtsfeiertag ereignet. Die Schäden an dem noch nicht fertigen Gebäude hielten sich in Grenzen, weil die Flammen schnell entdeckt wurden. „Wir können da relativ flott weiterbauen“, sagte ein Sprecher der Stadt Schwäbisch Gmünd. Die Unterkunft soll vom Frühjahr an bis zu 120 Flüchtlingen eine Bleibe bieten.
Die Politik reagierte entsetzt, Forderungen nach verstärkten Sicherheitsmaßnahmen wurden laut. Die Stadt will über Parteigrenzen hinweg vor allem ein Signal gegen Fremdenfeindlichkeit setzen, Bürger demonstrierten vor dem beschädigten Gebäude. Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) sprach von einer „ganz feigen Tat“. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte: „Ein Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim ist immer auch ein Angriff auf unsere Gesellschaft.“
Anschlagszahlen in NRW versechsfacht
Aus NRW wurde unterdessen bekannt, dass sich dort die Anzahl der Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in diesem Jahr mehr als versechsfacht hat. Waren im vergangenen Jahr 29 meist rechtsextremistisch motivierte Übergriffe registriert worden, seien es in diesem Jahr bis kurz vor Weihnachten bereits 187 gewesen, berichtete das Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf. „Nicht jeder Übergriff ist ein Brandanschlag, da sind auch Böller- und Bierflaschenwürfe registriert“, sagte Klaus-Stephan Becker, Abteilungsleiter Staatsschutz im LKA.
Experten sehen einen Zusammenhang zwischen der Stimmungsmache gegen Flüchtlinge im Internet und der Zunahme der Taten. Im LKA wird deswegen seit Mitte Oktober gezielt rechte Hetze im Internet verfolgt. Bisher seien 138 Fälle verfolgt und 46 Verdächtige identifiziert worden, sagte Becker. Die Delikte seien Volksverhetzung, Beleidigung, Verleumdung, Nötigung und Bedrohung. „Die Täter wähnen sich im Internet anonym, aber das ist ein Irrtum“, sagte Becker. (dpa/sah)