Berlin. Tausende echte Pässe hat sich die Terrormiliz IS einem Bericht zufolge in arabischen Ländern beschaffen können. Grenzschützer warnen.

Die für die Überwachung illegaler Einwanderung zuständige EU-Grenzschutzagentur Frontex hat vor Gefahren wegen gefälschter oder gestohlener Pässe gewarnt. „Die großen Ströme von Menschen, die derzeit unkontrolliert nach Europa einreisen, stellen natürlich auch ein Sicherheitsrisiko dar“, sagte Frontex-Chef Fabrice Leggeri der „Welt am Sonntag“.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in Syrien, Irak und Libyen in mehreren Städten die offiziellen Behörden übernommen und zahlreiche echter Passdokumente erbeutet – der Zeitung zufolge sind es mutmaßlich Zehntausende. Demnach verdienten die Terroristen Geld mit diesen „echten falschen Pässen“, wie sie in Geheimdienstkreisen bezeichnet würden; die Dokumente kosteten auf dem Schwarzmarkt rund 1500 Dollar.

Aussagekraft von Flüchtlingspässen aus Frontex-Sicht „sehr begrenzt“

Der Frontex-Chef sagte, seine Beamten kontrollierten zwar sehr genau, ob Flüchtlinge möglicherweise mit gefälschten oder gestohlenen Papieren einreisten. „Dennoch ist die Aussagekraft von Flüchtlingspässen aus unserer Sicht sehr begrenzt“, so Leggeri. In einem Bürgerkriegsland wie Syrien könne schließlich niemand garantieren, „dass die Dokumente, die echt aussehen, auch wirklich von einer offiziellen Behörde ausgestellt wurden oder wirklich von dem rechtmäßigen Inhaber mitgeführt werden“.

Dem Bericht zufolge waren mindestens zwei der Terror-Attentäter der Anschlagsserie in Paris im November mit syrischen Pässen über Griechenland in die EU eingereist. Die Pässe waren demnach von IS-Terroristen im syrischen Al-Rakka gestohlen worden.

IS konnte im syrischen Al-Rakka 3800 Blanko-Pässe erbeuten

Bereits im März war berichtet worden, dass der Terrormiliz IS in Al-Rakka rund 3800 syrische Blanko-Reisepässe in die Hände gefallen sind. Einen entsprechenden Bericht des Bielefelder „Westfalen-Blatts“ hatte das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigt. Unmittelbar Gefahr, dass Terroristen damit nach Deutschland einreisen könnten, bestehe wegen der Visumspflicht nicht, sagte eine Sprecherin damals noch.

Inzwischen sind Flüchtlinge und Migranten in großer Zahl weitgehend unkontrolliert in die EU eingereist. (dpa)