Paris.
Erstmals verpflichtet ein Abkommen alle Staaten zum Kampf gegen die Erderwärmung. Delegierte aus 195 Ländern verabschiedeten den „Vertrag von Paris“ am Samstagabend zum Abschluss der Weltklimakonferenz. Spitzenpolitiker weltweit feierten den Beschluss als historischen Moment. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem „Wendepunkt“ in der Geschichte. Wirtschaftsexperten sehen in dem Abkommen ein Signal für den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.
Nach dramatischen Verhandlungen hatten sich die Delegierten auf das rechtlich verbindliche Ziel geeinigt, den Anstieg der Erderwärmung auf weit unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und zu versuchen, den Temperaturanstieg bereits bei 1,5 Grad zu stoppen. „Wir haben hier Geschichte geschrieben“, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Sie kündigte an, bis Mitte kommenden Jahres einen Fahrplan für den Ausstieg aus den fossilen Energien zu erarbeiten.
Im Abkommen steht, dass in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts fossile Energien nur genutzt werden dürfen, wenn die Treibhausgase an anderer Stelle neutralisiert werden, etwa durchs Aufforsten von Wäldern. Die Klimaziele der Länder müssen alle fünf Jahre überprüft und nachgeschärft werden. Die Industrieländer sicherten armen Ländern Finanzhilfe für Klimaschutz und technische Hilfe bei der Anpassung an die Erderwärmung zu. Für Schwellenländer wie China und Indien bleibt es freiwillig, sich daran zu beteiligen.
Umweltverbände und Ökonomen werten den Vertrag als Einstieg in eine globale Energiewende. Die Denkfabrik Agora Energiewende legte eine Berechnung vor, nach der Deutschland seine Anstrengungen erheblich verstärken muss, um die Klimaziele zu erreichen. Demnach müsste es schon 2030 mehr als die Hälfte der Kohlekraftwerke abgeschaltet haben, sechs Millionen Elektrofahrzeuge auf den Straßen haben und die Hälfte der Gebäude auf Niedrigenergiestandard saniert haben.
Europäische Wirtschaftsverbände wehren sich gegen neue Klimaschutz-Verpflichtungen. Das Abkommen bietet keine Grundlage, Ziele und Maßnahmen weiter zu verschärfen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie, Tillmann.