Düsseldorf. .
Fast drei Millionen Tiere wurden 2014 bundesweit für Tierversuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendet, darunter 1,9 Millionen Mäuse und 2800 Affen und Halbaffen. NRW will darum jetzt die Forschung nach Alternativen zum Tierversuch ankurbeln. In Düsseldorf startete mit Unterstützung der Landesregierung das Projekt „Centrum für Ersatzmethoden zum Tierversuch“ (CERST) am Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF).
Die Zahl der Tierversuche hat sich seit dem Jahr 2000 sogar mehr als verdoppelt. Eine aus Sicht von Tierschützern und der Landesregierung alarmierende Entwicklung. „Langfristig sollen Tierversuche möglichst vollständig ersetzt werden“, gibt Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) das Fernziel vor. CERST soll bis 2019 mit einer Million Euro unterstützt werden.
Mit modernsten Methoden sollen im CERST die Auswirkungen von Medikamenten und Chemikalien auf die Entwicklung von Ungeborenen und Kleinkindern untersucht werden. In herkömmlichen Versuchen werden dazu schwangere Nagetiere verwendet, erklärt die Projektleiterin Ellen Fritsche. „Wir verwenden hingegen Stammzellen, die aus menschlichen Hautzellen gewonnen werden. Das ist ethisch völlig unbedenklich“, sagt die Professorin für Umweltmedizinische Toxikologie an der Uni Düsseldorf.
Der Deutsche Tierschutzbund spricht gegenüber der Westfälischen Rundschau von einem „Armutszeugnis“ für den Forschungsstandort Deutschland. Der Bund investiere viel zu wenig in die Suche nach Alternativen. Besonders in der Grundlagenforschung und in der Gentechnik würden immer mehr Tiere verwendet – rund eine Million Tiere, deren Erbgut genetisch verändert wurde, alleine im Jahr 2013.
In NRW registrierte das Landes-Umweltamt im Jahr 2013 44 Anträge auf Tierversuche im Monat. 2007 waren es „nur“ 26.
„Und das ist nur die Spitze des Eisbergs“, sagte Tierschutzbund-Sprecherin Lea Schmitz zur WR. „In der offiziellen Statistik werden jene Tiere gar nicht erfasst, die ,auf Vorrat’ gezüchtet werden, aber nie in den Versuch gelangen, sondern einfach getötet werden.“
Tierversuche sind in Deutschland in vielen Bereichen gestattet. Verboten sind sie nur zur Entwicklung von Waffen, Kosmetika, Tabakprodukten und Waschmitteln.