Essen. Mit dem Thema "Eine Allianz für die Zukunft des Ruhrgebiets: Zivilgesellschaft und Politik" begann die neue Vortragsreihe der Stiftung Mercator. Jürgen Rüttgers betonte vor 300 Gästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft die Rolle bürgerschaftlichen Engagements für die Zukunft der Region.

Mit einem gesellschaftlichen Großereignis sucht die Essener Stiftung Mercator den Weg an die Öffentlichkeit. Mehr als 300 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur folgten der Einladung der Stiftung in ihre neuen Räume an der Huyssenallee in Essen zur ersten öffentlichen Vorlesung, der ersten „Mercator-Lecture“. Unter ihnen Prof. Berthold Beitz, der Soziologe Lord Dahrendorf, der NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Theo Sommer, „Groß-Journalist“ der „Zeit“ und viele andere in ihrem Bereich Profilierte und Prominente.

Bedeutung privaten Engagements

Es ging um die Zukunft des Ruhrgebiets, um Ideen, Kooperation, Geist und Geld. Und alle Teilnehmer betonten die Bedeutung, die das private Engagement, etwa über Stiftungen, dabei spielen können.

Lord Dahrendorf, Mitglied der Zukunftskommission des Landes NRW und des britischen Oberhauses, sagte: „Die Ideenfabriken der Zukunft liegen hier, in den Stiftungen, im freiwilligen Engagement der Bürger für ihre Gesellschaft.“ Ihre Rolle sei noch bedeutsamer als die von Politik und Wirtschaft. Es brauche dafür ein enges Zusammenspiel von Staat, Wirtschaft und Bürgergesellschaft. Wobei letztere die Hauptaufgabe zu tragen hätten, „wenn wir für das Land NRW eine Zukunft suchen“, sagte Dahrendorf.

Die Region im Blickpunkt

Die Essener Stiftung Mercator will eine stärkere, eine bedeutende Rolle spielen in der Bildungs- und Kulturförderung der Region. Das spiegeln nicht nur die ausgebauten Räumlichkeiten in Essen wider, auch nicht das deutlich aufgestockte Personal. Vor allem macht es die Ankündigung deutlich, viele Millionen Euro in den nächsten Jahren zu investieren, wobei das Hauptaugenmerk der Stifter auf der Region liegt, wie Mercator-Geschäftsführer Bernhard Lorentz den Gästen erklärte.

Seit mehr als 30 Jahren ist die Stiftung in der Region und darüber hinaus helfend tätig. Sie unterstützt den Sprachunterricht ausländischer Kinder an der Uni Duisburg-Essen, sie fördert wissenschaftliche Projekte an den Hochschulen der Region, finanziert Forschergruppen an Instituten und hilft dem Projekt Kulturhauptstadt. In den kommenden Jahren sollen mit 60 Millionen Euro Vorhaben unterstützt werden, die dem Ruhrgebiet bei der Verwirklichung von innovativen Ideen helfen. "Ideen sollen fliegen", ist das Stiftungs-Motto. Damit steigt die Mercator-Stiftungen zu den Schwergewichten der bundesweiten Stiftungslandschaft auf.

Jürgen Rüttgers würdigt das Engagement

Auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte das Engagement der Essener. Vor dem Hintergrund der Banken- und Kreditkrise müsse es darum gehen, dass wieder Vertrauen in Staat, Wirtschaft und Politik geschaffen werde. Rüttgers: „Wenn wir es richtig machen, gehen wir, geht auch NRW gestärkt aus der Krise hervor.“ Das sei aber nur in „sozialer Partnerschaft“ möglich. Und hier sei die Beteiligung von privater Seite, die nicht profitorientiert und nicht parteigebunden agiere, besonders wichtig. „Wir müssen dafür sorgen, dass ein neues Kapitel des Strukturwandels aufgeschlagen wird“, sagte Rüttgers. Dazu sei der Ausbau von Wissenschaft und Kreativwirtschaft nötig. Investitionen in Kultur und Bildung seien gerade in NRW wichtig, so Rüttgers, und dies werde auch durch den Einsatz der Stiftungen möglich.

Die erste Mercator-Lecture mit so prominenter Beteiligung war der sichtbare Auftakt der Stiftung in eine neue Phase der Entwicklung. „Unser Ziel ist es, mit unternehmerischer Arbeitsweise in den nächsten Jahren in Ideen zu investieren“, sagte Mercator-Geschäftsführer Bernhard Lorentz. Und weiter: „Das Ruhrgebiet wird für unser Haus das sein, was wir ein Laboratorium für das Neue nennen. Hier ist der Ort, um Neues zu beginnen.“

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