Düsseldorf. .

Die NRW-Kommunen gehen bei der Integration von Flüchtlingskindern in die Schulen zunehmend „auf dem Zahnfleisch“. Der Gelsenkirchener Stadtdirektor Manfred Beck warnte, dass Grundschulen „maßlos überfordert sind“ mit Flüchtlingskindern, die vorher keine Kita besucht haben. Beck richtete in einer Anhörung im Landtag den dringenden Appell an das Land, eine Art „Schulkindergarten“ vor dem Übergang in die Grundschule sowie Förderklassen für „I-Dötzchen“ zu schaffen. Sinnvoll seien auch zusätzliche „mobile Kitas“ in Heimen.

Am Beispiel Gelsenkirchens beschrieb Beck die aktuelle Dramatik in den Städten. Derzeit habe die finanzschwache Revierstadt für 1500 Flüchtlingskinder 85 Förderklassen, bis Ende 2015 würden es 100 Klassen. „Am Ende des Jahres weiß ich nicht mehr, wohin“, mahnte Beck. Derzeit kommen 50 bis 70 Kinder pro Woche in Gelsenkirchen hinzu. Außerdem sind neben den Flüchtlingen in den vergangenen drei Jahren weitere 6000 Menschen aus den EU-Staaten – überwiegend Roma – nach Gelsenkirchen zugewandert. „Die Integrationsanforderungen bei diesen Menschen sind keinesfalls geringer als bei Flüchtlingen“, sagte Beck. Der Stadtdirektor setzt unter anderem auf mehr Deutsch-Angebote in Volkshochschulen und Abendrealschulen.

Nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) haben zehn bis 20 Prozent der Flüchtlinge Alphabetisierungsbedarf. Rolf Göbels von der Bundesanstalt für Arbeit NRW verwies auf die große Spreizung bei der Qualifikation der Flüchtlinge. „Von wenigen Jahren Koranschule bis zum Studienabschluss ist alles dabei.“ Laut Studien verfügten 81 Prozent über keine belegbare berufliche Qualifikation.

Antrag der CDU-Opposition

In einem Antrag forderte die CDU-Opposition die Landesregierung auf zu einer „Verlängerung der Schulpflicht, um geflüchteten Heranwachsenden den Erwerb eines Schulabschlusses oder den Abschluss einer Berufsausbildung zu erleichtern“. Die CDU-Abgeordnete Serap Güler kritisierte, dass viele Lehrer keine Deutschkurse anbieten dürften, weil sie nicht über die Zusatzqualifikation für Deutsch als Zweitsprache verfügten. Gelsenkirchens Stadtdirektor Beck warnte davor, dass die Betreuung der Flüchtlinge zulasten der Regelaufgaben in Kommunen gehen. Städte unter Haushaltskontrolle könnten keine zusätzlichen Mitarbeiter einstellen.