Rangun . Es waren die ersten freien Wahlen in Myanmar seit 25 Jahren. Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi glaubt an den Sieg ihrer Partei.

Mit viel Geduld und großer Begeisterung haben Millionen Menschen in der einstigen Militärdiktatur Myanmar am Sonntag gewählt. Es war die erste freie Wahl seit 25 Jahren. Viele Wähler verbanden damit die Hoffnung, die Fesseln des Militärs, das die Politik seit mehr als 50 Jahren bestimmt, zu sprengen. Vor den 40.000 Wahllokalen bildeten sich lange Warteschlangen. Wahlbeobachter meldeten aus einigen Wahlkreisen eine Beteiligung von 80 Prozent, wie die Zeitung „Myanmar Times“ berichtete.

Die jahrelang unterdrückte Partei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die Nationalliga für Demokratie (NLD), galt als großer Favorit. Suu Kyi (70) stand fast 15 Jahre unter Hausarrest. Die NLD trat gegen die militärnahe Regierungspartei USDP an, deren Führungsriege aus einstigen Junta-Generälen besteht. Sie hatte bei einer umstrittenen Wahl 2010 noch unter voller Militärherrschaft die absolute Mehrheit im Parlament gewonnen.

Partei von Aung San Suu Kyi feiert jetzt schon

Unabhängige Medien veröffentlichten am Abend erste inoffizielle Ergebnisse aus einigen Wahlkreisen. „NLD 459, USDP 29 Stimmen, NLD 557, USDP 57 Stimmen“ meldete etwa Eleven Media. Andere brachten ähnliche Ergebnisse, verbunden mit dem Hinweis, dass daraus keinerlei Schlüsse auf den Wahlausgang insgesamt zu ziehen seien. Die Wahlkommission wollte am Montag erste Ergebnisse vorlegen.

Vor der NLD-Parteizentrale versammelten sich schon vor Verkündung der ersten Ergebnisse Tausende Menschen. Sie tanzten trotz des Regens zu den parteieigenen Liedern aus dem Wahlkampf.

Militär ignorierte Wahlausgang 1990

Suu Kyi war vor der Wahl siegesgewiss. Weil ein Viertel der Parlamentssitze für das Militär reserviert sind, muss eine Partei zwei Drittel der Mandate gewinnen, um eine einfache Mehrheit zu haben. „Wir wollen viel mehr als 67 Prozent“, sagte Suu Kyi vor der Wahl. „Wenn alles fair läuft, müssten wir das schaffen.“ Sowohl Präsident Thein Sein (USDP) als auch Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing haben versprochen, das Ergebnis anzuerkennen.

Bei freien Wahlen 1990 gewann Suu Kyis Partei 80 Prozent der Parlamentssitze, aber das Militär ignorierte den Wahlausgang und gab die Macht nicht ab. Die Militärjunta richtete 2010 die nächsten Wahlen aus. Dabei trat die NLD aber wegen unannehmbarer Auflagen nicht an. Die militärnahe USDP gewann haushoch. Internationale Wahlexperten bezeichneten den Wahlgang als weder fair noch frei.

EU-Wahlbeobachter: Wahl lief ordentlich ab

Nach einem ersten Eindruck der EU-Wahlbeobachter lief die Stimmabgabe ordentlich ab. „Es gab Mängel, aber es sieht nicht so aus, als ob der Prozess der Stimmabgabe in Frage zu stellen ist“, sagte Delegationsleiter Alexander Graf Lambsdorff.

Der Wahlsieger steht vor immensen Herausforderungen. Myanmar, das frühere Burma, gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Noch hält das Militär 25 Prozent der Sitze im Parlament. Korruption ist weit verbreitet. Ethnische Minderheiten und Dutzende Rebellenarmeen kämpfen seit Jahrzehnten um Autonomie. Ungelöst ist die Frage der gut eine Million Rohingya, einer muslimischen Minderheit. Die Regierung sieht sie als illegale Einwanderer, obwohl viele seit Generationen im Land leben. (dpa)