Wo sind sie denn nun, die neuen Väter? Hieß es nicht, da sei eine neue Generation auf dem Vormarsch, die es anders machen wollte als die eigenen Väter? Junge Männer, die sich mit ihren Frauen alles teilen wollten – den Haushalt, die Kinderbetreuung und das Geldverdienen? Die neuen Väter sollten ein Problem lösen, das trotz etlicher familienpolitischer Versuche unlösbar zu sein schien: Das Gefühl der Frauen, dass sie es allein stemmen müssen, wenn sie beides sein wollen: gute Mütter und zufrieden im Beruf.

Die neuen Väter waren die letzte Hoffnung. Und jetzt das: Bei der Elternzeit, bei der ersten Nagelprobe auf familiäres Engagement, halten sich die Väter sichtbar zurück. Nur jeder Dritte nimmt überhaupt diese Auszeit für die Familie und davon kaum einer mehr als das gesetzliche Minimum von zwei Monaten. Sie haben viele gute Gründe dafür, wie die neue Väter-Studie einer großen deutschen Bank zeigt. Doch heißt das nicht unterm Strich: Das Gleichstellungsprojekt ist eine Farce?

Geduld, Leute. Die neuen Väter kommen. Doch sie sind keine Knetmännchen, die sich beliebig formen lassen – je nachdem, was gerade von ihnen verlangt wird. Und es wird viel verlangt: Sie sollen pünktlich Feierabend machen oder am besten gleich in Teilzeit arbeiten, um die Kinder nicht erst zum Abendbrot zu sehen. Sie sollen 50 Prozent der Hausarbeit übernehmen, nicht nur den Reifenwechsel und den Getränkeeinkauf am Wochenende. Sie sollen aber gleichzeitig auch so viel verdienen, dass es für ein Mittelklasseauto, zwei Urlaubsreisen und das Reihenhaus reicht. Wundert es da, dass die Väter nicht in Scharen in Elternzeit und Teilzeit gehen? Und dass diejenigen, die es tun, sich gerade mal für zwei Monate aus dem Job verabschieden? Nein. Das ist pragmatisch. Die Zweimonatsväter werden das Land nicht revolutionieren, aber sie werden es verändern. Es dauert nur ein bisschen länger.

Man kann das beklagen. Doch man darf nicht vergessen: Es gibt viele Frauen und Männer, die zwar von Arbeitsteilung träumen, sich im Alltag mit der herkömmlichen Rollenverteilung aber sehr wohlfühlen.