Washington. . Präsidentschaftskandidatur ist Clinton nach Fernsehdebatte kaum noch zu nehmen. Sie konterte gut vorbereitet die Angriffe der schwachen Konkurrenten aus.

Hillary Clinton ist der Griff zur Präsidentschaftskandidatur der amerikanischen Demokraten kaum mehr zu nehmen. Bei der ersten Fernsehdebatte der fünf Kandidaten in Las Vegas legte die zuletzt von sinkenden Umfragewerten und hartnäckigen Zweifeln an ihrer Integrität gebeutelte frühere First Lady und Außenministerin einen souveränen Auftritt hin – begünstigt durch teils schwache Beiträge ihrer Konkurrenten. So einhellig las sich gestern in amerikanischen Medien das Fazit der zweistündigen Bewerbungsschau des Senders CNN.

Clintons Schrecksekunden in der Spielhölle des Kasino-Milliardärs Steve Wynn waren schnell überstanden. Den von Moderator Anderson Cooper intonierten Vorwurf, sie rede oft heute so und morgen anders (etwa beim Freihandelsabkommen TPP mit Asien oder bei der umstrittenen Öl-Pipeline Keystone XL), nutzte Clinton zum Gegenangriff. „Ich verarbeite neue Informationen“, sagte sie mit selbstsicherem Lächeln, „jeder hier auf dieser Bühne hat in seiner politischen Karriere schon ein oder zwei Mal einen Standpunkt verändert.“ Von den Herren links und rechts von ihr kam kein Widerspruch.

Ideenlose Mitbewerber

Eine Beißhemmung, die zu den oft ideenlosen bis erratischen Einlassungen jener drei Mitbewerber passte, die nicht ohne Grund in Umfragen bisher unter einem Prozent rangieren: „Martin O’Malley, Ex-Gouverneur von Maryland, Lincoln Chafee, ehemals Gouverneur und Senator von Rhode Island, und Virginias Ex-Senator Jim Webb haben zu keinem Zeitpunkt präsidiales Format erkennen lassen“, urteilte etwa die „Los Angeles Times“.

Die 67-Jährige, deren letztes Debattenduell sieben Jahre zurückliegt (damals gegen Barack Obama), wirkte von Beginn an locker und kaufte ihrem einzigen satisfaktionsfähigen Rivalen Bernie Sanders früh den Schneid ab. Blendend vorbereitet legte sie beim Thema Waffengesetze frei, dass der „demokratische Sozialist“ als Senator aus Vermont in Abstimmungen oft seine schützende Hand über die Waffenindustrie gehalten hat. Sie selbst rief dagegen zu einem landesweiten Aufstand gegen die mächtige Waffenlobby der „National Rifle Association“ (NRA) auf.

Clinton machte sich auch an ihrer verwundbarsten Stelle nicht klein. Als Außenministerin ihre E-Mails über einen privaten Server vom Zugriff der öffentlichen Behörden abgeschirmt zu haben, sei „ein Fehler und nicht die beste Entscheidung“ gewesen. Die Bestrebungen der Republikaner, ihr daraus das Etikett des Kriminellen anzuhängen, sei aber nur parteipolitisch motiviert. „Ich stehe immer noch und werde mich davon nicht irritieren lassen.“

Der lauteste Applaus des Abends

An dieser Stelle hätte Volkstribun Sanders böse nachtreten können, tat aber unter dem lautesten Applaus des Abends das Gegenteil. „Das amerikanische Volk ist es leid, ständig von deinen verdammten E-Mails zu hören!“, rief der 74-Jährige mit errötetem Gesicht, „lasst uns endlich über die Themen sprechen, die die Menschen bewegen.“ Clinton, einen Moment entgeistert, bedankte sich per Handschlag für die Schützenhilfe und bekam fortan ein selbstgewisses Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Das Magazin „Politico“ meinte: „Von diesem Moment an war ihr der Sieg nicht mehr zu nehmen.“