Passau. Ein schockierendes Bild eines Flüchtlingskindes bewegt die Menschen. Der Polizist, der es fotografiert und getwittert hat, erzählt die Geschichte dazu.

  • Kind aus Syrien hatte ein Bild über die Zustände in seinem Heimatland gemalt
  • Unter dem Begriff #sprachlos hat es im Internet für Furore gesorgt
  • Polizist Fabian Hüppe hatte mit einer derartigen Resonanz nicht gerechnet

Als Fabian Hüppe am Donnerstag um 17.24 Uhr auf Abschicken klickte, ahnte er, dass er viel Resonanz bekommen könnte. Der Pressesprecher des Bundespolizei in Bayern twitterte da das Gemälde eines Kindes, das Horror und Hoffnung anschaulich und eindringlich vereint. Es ist das Geschenk eines Kindes an Bundespolizisten. „Sprachlos“, schrieb er dazu. Im Netz trifft das Bild einen Nerv – und er hat die Arbeit: Alle wollen mehr wissen. Hüppe sagt: „Als normaler Mensch spürt man, dass es berührend ist. Aber mit einem solchen Hype hätte ich nicht gerechnet.

Der besondere Moment der Menschlichkeit

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50 Journalistenanfragen hatte er bis zum Freitagmittag, viele Telefonate waren kurz: Er kann nicht sagen, wer das Bild gemalt hat, er kann nicht sagen, wer es bekommen hat. Aber auch das erzählt eine Geschichte. Gemalt worden ist das Bild in einer Lagerhalle in Passau, in der sich im Schnitt 350 Flüchtlinge aufhalten, dazu Dutzende Bundespolizisten pro Schicht. Die Menschen hier sind kurz zuvor erst über die Grenze gekommen und werden wenig später in Bussen in eine Erstaufnahmeeinrichtung gebracht.

Ein ständiges Kommen und Gehen rund um die Feldbetten, die hier Ausruhen erlauben sollen, und um die Spiel- und Malsachen, damit es Kindern nicht langweilig wird. Routinierte Abläufe an dem Umschlagplatz, fast wie am Fließband, es ist sehr belastend für Flüchtlinge wie für Polizisten und Helfer. Aber auch oft gelöste Stimmung, immer wieder besondere Momente der Menschlichkeit. „Und das wollen wir auch zeigen“, so Hüppe.

Viele Bilder mit Herzen für Polizisten

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Die Polizisten erhalten oft Bilder mit Herzen, mit Sonnen, mit einem „Danke“. Zeichnungen, die den Polizisten besonders gefallen, hängen sie an eine Wand. Es ist ein Bauzaun, bespannt mit einer blauen Folie, eine Art Sichtschutz für einen Bereich, in dem Bundespolizisten auch für Fragen bereitstehen. Hüppe sah das Bild dort neben anderen Gemälden am Mittwoch hängen, war beeindruckt und fotografierte es. Und schrieb am Donnerstag in seinem Büro in München in den Text zum Bild „alles rein, was wir wissen“.

Bei der örtlichen Inspektion in Freyung ist nicht einmal genau bekannt, wie lange die Zeichnung schon an dem Platz hängt. „Wir tauschen die ja häufiger aus. Eine Woche vielleicht“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei dort. Es sei kein Beamter da, der sich an die Übergabe erinnern kann. Aus der ganzen Republik sind Bundespolizisten hier für kurze Zeit eingesetzt.

Polizisten und Flüchtlingskinder, solche Bilder haben schon mehrfach Furore gemacht, das war auch Hüppe nicht verborgen geblieben. „Dass der Tweet möglicherweise viel Erfolg haben wird, war absehbar. Aber wenn ich gewusst hätte, was jetzt im Netz zu dem Foto passiert, dann hätte ich den falschen Job gewählt.“