Mülheim.
Ulrich Scholten (57) wird neuer Oberbürgermeister von Mülheim. Der SPD-Kandidat hat die Wahl mit 57,1 Prozent der Stimmen überraschend deutlich gegen Werner Oesterwind (CDU) gewonnen. Der CDU-Mann kam auf 42,8 Prozent. Viele hatten in Mülheim ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet. Enttäuscht zeigten sich beide Kandidaten über die geringe Wahlbeteiligung. Sie lag bei lediglich 36,5 Prozent.
Scholten und Oesterwind waren die einzigen Kandidaten in Mülheim. Die beiden Ratsmitglieder führten über Wochen einen nahezu freundschaftlichen Wahlkampf, in dem die hohe Verschuldung der Stadt, der Nahverkehr und die Probleme der Innenstadt die Hauptthemen waren. Versprechungen hatte im Wahlkampf angesichts von fast 1,4 Milliarden Schulden keiner gemacht. Die CDU hatte sich dennoch gute Chancen für einen Wechsel an der Spitze im Rathaus ausgerechnet. „Die Stimmung draußen war eine völlig andere“, erklärte Oesterwind. Die Union habe eine Wechselstimmung nach zwölf Jahren Dagmar Mühlenfeld (SPD) gespürt. Scholten, der hauptberuflich Personalleiter bei den Mannesmann-Röhrenwerken in Mülheim ist und sich seit Jahrzehnten in der Kommunalpolitik engagiert, zählte bisher zu den eher ruhigen Politikern im Stadtparlament. Seine sachliche Arbeit schätzen viele, auch über Parteigrenzen hinweg. Die Wirtschaftsförderung hat er für sich unter anderem als ein großes Thema hervorgehoben, dem er sich künftig zuwenden will. Mit 57,1 Prozent liegt Scholten deutlich über dem Ergebnis, das die SPD bei der Kommunalwahl vor einem Jahr holte. Sie sank in der Heimatstadt der Ministerpräsidentin auf 31,5 Prozent ab, ein historisches Tief. Entsprechend feierte sie am späten Abend nicht nur den Kandidaten, sondern auch so etwas wie ein Ende ihrer Talfahrt.
Bei den Kommunalwahlen in NRW hat die SPD von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft teils herbe Verluste einstecken müssen. So verloren die Sozialdemokraten in Oberhausen nach fast 60 Jahren den Oberbürgermeister-Posten. CDU-Kandidat Daniel Schranz entschied die Wahl mit 52,5 Prozent der Stimmen klar für sich. Sein SPD-Konkurrent Apostolos Tsalastras lag mit 37,7 Prozent weit dahinter.