Essen. . Warum verliert die SPD Hochburgen an der Ruhr? Und warum interessieren sich so wenige Wähler fürs Personal? Eine Nachlese mit Erklärungsversuchen.

Die SPD ist bei den Bürgermeisterwahlen ausgerechnet in ih­rer „Hochburg“ Ruhrgebiet in zwei großen Städten von den Wählern abgestraft worden. In Oberhausen, wo Beobachter zuvor mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem SPD- und dem CDU-Kandidaten und einer anschließenden Stichwahl gerechnet hatten, entschied Daniel Schranz (CDU) die Wahl mit 52,5 Prozent der Stimmen klar für sich. Sein SPD-Konkurrent Apostolos Tsalastras lag mit 37,7 Prozent weit dahinter. Die Sozialdemokraten stellten fast 60 Jahre lang den Oberbürgermeister in Oberhausen.

Vertrauensverlust der Wähler

In der Reviermetropole Essen lag Thomas Kufen (CDU) weit vor dem bisherigen OB Reinhard Paß (SPD). Kufen dürfte in der Stichwahl gute Chancen haben, weil ein Teil der Wähler aus dem „grünen“ Lager eher mit dem Christdemokraten als mit Paß sympathisiert.

Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte (Universität Duisburg-Essen) erkennt einen „Image-Schaden“ für die SPD im Ruhrgebiet. „Ausgerechnet im Rückhaltebecken der Partei.“ Die krachende Niederlage dieser Partei in Oberhausen sei wohl das Ergebnis eines Vertrauensverlustes der Wähler. Die hätten Tsalastras offenbar nicht zugetraut, die Zukunft der Stadt zu gestalten. „Oberhausen ist mehr als pleite, und der SPD-Kandidat wurde auch dafür und für den Stillstand in der Vergangenheit mit verantwortlich gemacht.“ Auf früheren Wahlerfolgen konnte sich die SPD nicht ausruhen. Korte: „Wahlen sind keine Erntedankfeste.“ Die CDU im Ruhrgebiet dürfe hingegen aufatmen: „Das Revier wird wieder etwas schwärzer.“ Die extrem geringe Wahlbeteiligung zeige, dass die Trennung der allgemeinen Kommunalwahlen von den Bürgermeisterwahlen nicht funktioniert hat. „Das Experiment ist gescheitert“, sagt Korte.

Parteien wichtiger als Personen

Die Wähler in Deutschland orientierten sich erfahrungsgemäß nicht so sehr an den Persönlichkeitsmerkmalen von Kandidaten, sondern an den Kompetenzen von Parteien, Probleme zu lösen, so Korte.

Gut möglich, dass die SPD auch im Rheinland noch mehr Probleme bekommt. Gestern verlor sie die Oberbürgermeisterwahl in Bonn, und in Köln liegt die gemeinsame Kandidatin von CDU, Grünen und FDP in Umfragen vor dem SPD-Bewerber. Die Entscheidung fällt aber erst im kommenden Monat. Die Wahl in der größten nordrhein-westfälischen Stadt musste wegen einer Stimmzettel-Panne auf den 18. Oktober verschoben werden.