Düsseldorf. . Das NRW-Schulministerium erhöht die Prognose von Flüchtlingskindern deutlich. Das Land plant, über 2600 weitere Lehrer einzustellen.

Die große Zahl neuer Flüchtlinge stellt die NRW-Schulen vor riesige Herausforderungen. Nach Informationen dieser Zeitung hat das Schulministerium die bisherige Prognose von 10 000 auf 40 000 zusätzliche Schüler in diesem Jahr deutlich angehoben. Insgesamt werden in NRW 2,5 Millionen Schüler unterrichtet.

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Angesichts der Flüchtlingszahlen forderte der NRW-Vorsitzende des Philologenverbandes, Peter Silbernagel, schnell einen Runden Tisch von Schulexperten. „Wir müssen ne­ben zusätzlichen Lehrern auch Pensionäre zurück in die Schulen holen“, sagte Silbernagel dieser Zeitung. Der Vorsitzende der Gewerkschaft VBE, Udo Beckmann, verlangte mit Blick auf die auch in den nächsten Jahren erwarteten hohen Flüchtlingszahlen eine nachhaltige Einstellungsstrategie. „Die Politik von der Hand in den Mund reicht nicht mehr.“ An Schulen fehlten ne­ben Lehrern auch Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter.

Flüchtlingskinder bis 18 Jahre unterliegen der Schulpflicht

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bezeichnete es allerdings als „gute Nachricht“, dass die Landesregierung im 3. Nachtragshaushalt weitere 2625 Lehrerstellen zugesagt hat – davon 900 zur Deutschförderung. Schon vor den Schulferien hatte NRW 674 zusätzliche Lehrerstellen sowie weitere 300 Stellen zur Sprachförderung genehmigt. Zudem gibt es 3500 Integrationsstellen zur Sprachförderung.

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Alle Flüchtlingskinder bis zum Alter von 18 Jahren unterliegen der Schulpflicht, sobald sie aus den Erstaufnahme-Einrichtungen oder Notunterkünften des Landes an die Kommunen weitergeleitet werden. Auch wenn ein Asylantrag abgelehnt wird, gilt die Schulpflicht bis zur Ausreise. Silbernagel sieht keine personellen Engpässe für weitere Lehrereinstellungen, weil NRW jährlich 9000 Referendare ausbildet: „Die Schulen dürfen nicht länger allein gelassen werden.“

Bis zu 18 Wochenstunden Deutsch

In Großstädten mit vielen Flüchtlingen werden in der Regel Vorbereitungs-, Auffang- oder internationale Förderklassen gebildet. In Kommunen mit weniger Flüchtlingen werden die Kinder oft in regulären Klassen unterrichtet und erhalten zusätzliche Deutschförderung. Nach Angaben des Ministeriums prüft die Schule, über welchen Sprach- und Bildungsstand der Schüler verfügt. Kinder ohne Deutschkenntnisse erhalten dann in der Regel 14 bis 18 Wochenstunden Sprachförderung und besuchen in Fächern wie Sport, Musik oder Mathematik die Regelklassen. Seit 2009 müssen angehende Lehrer in NRW das Modul „Deutsch als Zweitsprache“ in ihrer Ausbildung verpflichtend studieren.