Düsseldorf. . Der Schikane-Skandal bei Spezialkräften der Kölner Polizei wird dienstrechtliche Konsequenzen haben. Die Auswüchse seien „völlig inakzeptabel“.

Sie wurden durch den Luftschlauch einer Tauchermaske mit Alkohol abgefüllt, schliefen mit Handfesseln, trugen Indianerkostüme mit Perücken oder mussten Tsatsiki-Knoblauch-Chili-Eis aus dem Schritt eines Kollegen schlecken. Die bizarren Aufnahmerituale des Kölner Spezialeinsatzkommandos (SEK) brachten am Donnerstag NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) in Bedrängnis. „Das ist nicht das Menschenbild, das wir in der Polizei haben“, versicherte Jäger im Innenausschuss des Landtags.

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Nach der ­Beschwerde eines so drangsalierten neuen Kommandomitglieds hatte die Staatsanwaltschaft Aachen die Eliteeinheit durchleuchtet. Strafrechtliche Folgen hat das als „Aufnahmezeremoniell“ getarnte Mobbing nicht, dienstrecht­liche und politische sehr wohl. Jäger machte deutlich, dass durch den besonderen Korpsgeist in einem SEK „Fragen von Anstand und ­Moral“ nicht mit anderer Elle gemessen würden. Diese Auswüchse seien „völlig in­akzeptabel“ und nicht sympto­matisch für die landesweit 18 ­Spezialeinsatzkommandos.

CDU-Innenexperte will "den Laden endlich aufräumen"

Die Elitepolizisten eines SEK ­werden immer dann gerufen, wenn es schwierig und gefährlich wird. Geiselnahmen, Amokläufe, Banküberfälle. Die nur elf Beamte zählenden Einheiten sind extrem gut ausgebildet, topfit und jede eine verschworene Gemeinschaft. Neue Kommandomitglieder werden einer informellen zweijährigen Probezeit unterzogen, in der ihre Belastungsfähigkeit und Verlässlichkeit getestet wird.

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Der Polizei-Abteilungsleiter im ­Innenministerium, Wolfgang Düren, sieht ein Spannungsfeld zwischen dem SEK als hochspezialisierter „Lebensgemeinschaft“ und den Grenzen des Eigenlebens in so einer Truppe. Man müsse wohl über die lange Verweilzeit von rund 20 Jahren in einem SEK nachdenken, räumte Düren ein. CDU-Innenexperte Gregor Golland forderte, „den Laden endlich aufzuräumen“ und den Kölner Polizeipräsidentin Wolfgang Albers in die Pflicht zu nehmen.

Kölner SEK fiel bereits vor Schikane-Skandal auf

Das Kölner SEK war bereits 2014 aufgefallen, als dessen Führungs­riege auf dem Pylon einer Kölner Rheinbrücke von einem Polizeihubschrauber aus ein spektakuläres Abschiedsfoto für ein Kommandomitglied schießen ließ. Das Innenministerium erklärte, der eingesetzte Helikopter sei ordnungsgemäß zur Luft-­ aufklärung angefordert worden. Offen sei, ob das Abschiedsfoto nur „im Vorbeiflug“ geschossen wurde.

Ein Organisations- und Aufsichtsversagen des umstrittenen Polizeichefs Albers will Jäger bisher nicht erkennen. Das Kölner Präsidium mit 5000 Mitarbeitern sei das größte in NRW, zum SEK gehörten nur elf Beamte. Es sei „hanebüchen“, so ­Jäger, von Albers Kenntnis über die Aufnahmerituale zu verlangen.