Düsseldorf. 100 Polizisten der NRW-Hundertschaften, die sonst bei Fußballspielen eingesetzt sind, arbeiten bald im Flüchtlingsheim: Sie sollen Anträge bearbeiten.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) schickt angesichts der dramatisch gestiegenen Flüchtlingszahlen Beamte der Polizei-Hundertschaften in den Schreibdienst zur schnelleren Bearbeitung von Asylanträgen.
Polizisten mit Laptop im Flüchtlingsheim
Knapp 100 Polizisten werden aus den landesweit 18 Hundertschaften, die normalerweise in Fußballstadien oder bei Demonstrationen eingesetzt werden, von kommender Woche an mit Laptops in die Flüchtlingseinrichtungen entsandt.
„Wir zeigen Solidarität, auch wenn das keine polizeiliche Aufgabe ist“, erklärte der Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft GdP, Arnold Plickert. Der Schreibdienst könne maximal vier Wochen verrichtet werden, da andere Konfliktlagen und die Einarbeitung von Polizei-Nachwuchs zu viel Personal beanspruchten.
Plickert forderte das Land auf, auch Lehrer, Verwaltungsleute und Finanzbedienstete zur Bearbeitung von Asylanträge zu verpflichten: „Auch andere Beamte können schreiben.“
Die Deutsche Polizeigewerkschaft dagegen kritisiert das Vorgehen. "Bei allem Verständnis für die momentane Notsituation im Land, aber die Polizei kann einfach nicht mehr alles leisten", sagte NRW-Gewerkschaftschef Erich Rettinghaus. Die Landespolizei müsse einspringen, habe aber selbst eine Fülle von Einsätzen und Aufgaben.
Jede der 18 Einsatzhundertschaften in NRW solle zum 1. September jeweils sechs Beamte für vier Wochen abgeben. "Dienstfrei ist zum Fremdwort geworden", beklagte die Gewerkschaft. Die DPolG hat etwa 7500 Mitglieder in NRW. (mit dpa)