Berlin. . Kanzlerin nennt Gewalt der Neonazis “abstoßend“. SPD-Chef Sigmar Gabriel spricht von “Pack“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) haben die rassistischen Ausschreitungen im sächsischen Heidenau mit scharfen Worten verurteilt.

Merkel bezeichnete die Krawalle vor einem Flüchtlingsheim als absolut inakzeptabel. Die Bilder seien erschreckend, sagte sie am Montag in Berlin. Sie verurteile die gewalttätigen Ausschreitungen „aufs Schärfste“. „Es ist abstoßend, wie Rechtsextreme und Neonazis versuchen, dumpfe Hassbotschaften zu verkünden“, sagte die Kanzlerin. „Aber es ist genauso beschämend, wie Bürgerinnen und Bürger, sogar Familien mit Kindern, durch ihr Mitlaufen diese Dinge noch einmal unterstützen.“

Rechtsextremisten hatten am Wochenende vor einer Notunterkunft in einem ehemaligen Baumarkt in Heidenau zwei Nächte lang Polizisten angegriffen und Flüchtlinge bedroht. Dabei wurden mehr als 30 Polizisten verletzt.

Gabriel: Rechtes "Pack" für Krawalle verantwortlich

SPD-Chef Gabriel besuchte die Flüchtlingsunterkunft in Heidenau und forderte eine harte Bestrafung für das rechte „Pack“, das für die Krawalle verantwortlich sei.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte dieser Redaktion, Aufmärsche und Gewalt gingen meist von einer kleinen Gruppe aus, oftmals unterstützt durch Wander-Randalierer. „Aber jeder dieser Aufmärsche ist eine Schande und peinlich für unser Land.“ Grundsätzlich gebe es „eine anrührende und breite Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen“,

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Zunahme rechter Übergriffe auf Flüchtlingsheime bereite der Regierung Sorgen. Allein im ersten Halbjahr zählte die Polizei gut 200 Proteste und Übergriffe gegen Flüchtlingsunterkünfte – und damit mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Auf die Frage, wann Merkel eine Flüchtlingsunterkunft besuchen werde, sagte Seibert, sie werde dies „zu gegebenem Zeitpunkt“ tun. Grüne, aber auch SPD-Politiker hatten kritisiert, dass die Kanzlerin unmittelbar nach den Krawallen zunächst geschwiegen hatte.

Auch Cemile Giousouf, Integrationsbeauftragte der Unions-Fraktion, verteidigte Merkel. „Wer unterstellt, sie würde sich nicht ausreichend von rechtsradikalen Strömungen distanzieren, betreibt Parteipolitik auf dem Rücken der Flüchtlinge“, sagte sie dieser Redaktion.