Düsseldorf. Vor mehr als elf Jahren explodierte in Köln eine Nagelbombe. Nun werden im Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags Zeugen zu den Verbrechen befragt.

Der NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags vernimmt am Mittwoch erste Zeugen. Die Parlamentarier in Düsseldorf wollen zunächst die Hintergründe eines Sprengstoffanschlags in der Kölner Probsteigasse von 2001 durchleuchten, bei dem eine Deutsch-Iranerin schwer verletzt worden war.

Auch dieses Attentat wird dem Terrortrio Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) zugeordnet. Ihm werden deutschlandweit zehn Morde von 2000 bis 2007 zur Last gelegt, außerdem zwei Anschläge in Köln. Im Juni 2004 waren in der Domstadt bei einem Nagelbombenanschlag in der von türkischen Zuwanderern geprägten Keupstraße 22 Menschen verletzt worden.

"Fahrlässig", das Verfahren schnell einzustellen

Im Zusammenhang mit Ermittlungen zu dem NSU-Sprengstoffanschlag hat ein früherer Oberstaatsanwalt Fehler eingeräumt. Er selbst sei zwar in die Ermittlungen "Kölner Probsteigasse" nicht eingebunden gewesen und von seinem - inzwischen verstorbenen - Vorgänger nur grob informiert worden. Aber: Es sei "fahrlässig" gewesen, das Verfahren schon nach fünf Monaten zu den Akten zu legen. Das sagte der Kölner Ex-Oberstaatsanwalt Hans-Bernhard Jansen (76) am Mittwoch als erster Zeuge im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags.

Dass die Asservate in dem Fall schon 2006 vernichtet wurden und damit sämtliche Beweismittel verloren seien, nannte Jansen ebenfalls einen "groben Fehler". Das Attentat vom 19. Januar 2001 in der Probsteigasse wurde erst im Nachhinein dem 2011 aufgeflogenen rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zugeschrieben, ebenso wie der Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße 2004 und zehn Morde deutschlandweit. Die Tochter des deutsch-iranischen Ladenbesitzers hatte am 19. Januar 2001 eine Christstollendose geöffnet, die ein angeblicher "Kunde" Wochen zuvor im Geschäft zurückgelassen hatte. Die versteckte Bombe detonierte und fügte der 19-Jährigen schwerste Verletzungen zu.

Auch Fall in Dortmund Thema

Unter Vorsitz von Sven Wolf (SPD) machen insgesamt drei Kölner Zeugen den Anfang in dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss: ein Oberstaatsanwalt, ein Ex-Staatsanwalt und ein früherer Kriminalhauptkommissar, der die Ermittlungsgruppe "Probst" zum Anschlag in der Probsteigasse geleitet hatte. Der Ausschuss will alle Aspekte der NSU-Terrorserie mit NRW-Bezug aufarbeiten, darunter auch den Mord an einem türkischstämmigen Kioskbesitzer in Dortmund 2006. Außerdem soll es um Ermittlungspannen gehen. (dpa)