219 Verhandlungstage – alles für die Katz, das Ganze noch mal von vorn? Es wäre ein Desaster für den NSU-Prozess gewesen, der sich in München seit mehr als zwei Jahren zäh dahinschleppt.

Doch auch wenn die Entpflichtungsanträge der drei Zschäpe-Verteidiger zurück­gewiesen wurden – nach den verheerenden Pannen und Fehleinschätzungen bei den Ermittlungen in der Mordserie droht nun auch die Justiz Schaden zu nehmen.

Beate Zschäpe ist die große Unbekannte im Prozess. Zur Sache hat sie bislang geschwiegen, was ihr gutes Recht ist. Welches Spiel sie jedoch im Hintergrund spielt, ist nebulös.

Seit geraumer Zeit versucht sie offensichtlich, ihre Rechtsanwälte gegeneinander auszuspielen. Der Verdacht, dass hier eine clevere Angeklagte die Justiz vorführt, scheint nicht ganz abwegig zu sein.

Besonders belastend ist die Situation für die Angehörigen der Opfer. Sie wurden bei den Ermittlungen fälschlicherweise verdächtigt, mussten sich von der Polizei haltlose Anschuldigungen anhören – während die Fahnder die rechte Spur zum NSU vernachlässigten. Der Kleinkrieg zwischen Zschäpe, ihren Verteidigern und den Richtern bedeutet eine zusätzliche Last für sie.

Selbst da ein Platzen abgewendet scheint, ist auch der Prozess belastet. Wie soll das Verfahren ordnungsgemäß ablaufen, wenn zwischen der Angeklagten und einigen Anwälten Funkstille herrscht und die Verteidigung insgesamt nicht an einem Strang zieht? Der NSU-Prozess droht zur Farce zu werden.