Berlin. Der Fall Reem zieht Forderungen nach einem Einwanderungsgesetz nach sich. Flüchtlingen müsse im Land eine Bleibe-Perspektive geboten werden.
SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann hat angesichts des Falls des palästinensischen Flüchtlingsmädchens Reem seine Forderung nach einem Einwanderungsgesetz erneuert. "Es läuft etwas grundfalsch in Deutschland, wenn wir einerseits mehr Nachwuchs brauchen und andererseits junge, gut integrierte Flüchtlinge von der Abschiebung bedroht sind", sagte er der "Welt am Sonntag". "Ich will deshalb ein Einwanderungsgesetz, bei dem alle Einwanderer schnell Klarheit haben, ob sie bleiben können oder nicht."
"Junge, leistungsbereite Menschen, die sich integrieren wollen, müssen wir willkommen heißen und dürfen sie nicht abschrecken", führte Oppermann aus. Kinder, die in der Schule perfekt Deutsch gelernt hätten, sollten nicht mehr weggeschickt werden, forderte der Sozialdemokrat.
Erschüttert von Schilderungen Reems
Die 14-jährige palästinensische Schülerin hatte am Mittwoch beim "Bürgerdialog" mit Kanzlerin Angela Merkel über die Belastungen im Asylverfahren und von drohender Abschiebung berichtet. Merkel äußerte Verständnis, hatte zugleich aber deutlich gemacht, dass Deutschland nicht alle Menschen aufnehmen könne. Daraufhin war das Mädchen in Tränen ausgebrochen.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) zeigte sich erschüttert von den Schilderungen Reems. "Das Schicksal des Mädchens hat mich berührt und zeigt, in welch verzweifelter Situation Flüchtlingskinder in unserem Land sind, wenn sie keine Perspektive haben", sagte Schwesig "BILD am SONNTAG". "Deshalb ist es gut, dass wir das Bleiberecht ändern und jungen Menschen, die hier erfolgreich zur Schule gehen, die Sprache lernen, Freunde gefunden haben - auch eine Zukunft bieten."
Auch der Arbeitgeberverband BDA kritisierte, dass viele Beschränkungen für den Arbeitsmarktzugang von Asylbewerbern "politisch und wirtschaftlich nicht mehr zeitgemäß" seien. Die gute Konjunktur biete auch für Flüchtlinge Beschäftigungsperspektiven, sagte ein BDA-Sprecher der "Welt am Sonntag". Viele Betriebe fänden nicht genug Lehrlinge. (dpa)