Dortmund. . Innenminister Thomas De Maizière besuchte den Fußballclub BVB, wo er Einblick in die politische Aufklärungsarbeit des Bundesligisten erhielt. Die SPD-regierte Ruhrgebietsstadt Dortm gilt als „Hochburg“ der rechten Szene und rechter Gewalt.

Die Sorge in der Bundesregierung vor einer Ausbreitung rechtsextremer Ideen sitzt offenbar tiefer als bisher eingeräumt. Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Deutschland seien dabei, „in die Mittelschicht hineinzukriechen“, warnt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). „Die klammheimliche Sympathie nimmt zu“, sagte er gestern in Dortmund. Zuwanderung und Flüchtlinge seien zu Reizthemen geworden. Er forderte die Gesellschaft auf, offensiver Vertretern rechter Bewegungen entgegenzutreten.

De Maizière besuchte gestern den Fußballclub Borussia Dortmund, wo er Einblick in die politische Aufklärungsarbeit des Bundesligisten erhielt. Ausgerechnet die seit fast 70 Jahren SPD-regierte Ruhrgebietsstadt Dortmund („Herzkammer der Sozialdemokratie“) gilt als „Hochburg“ der rechten Szene und rechter Gewalt. Bis zu 100 aktive Rechtsextreme sind hier heimisch. Bis zu 30 von ihnen sind gewaltbereit.

Auch das Umfeld des Fußballs gilt bundesweit als besonders anfällig. Der BVB, der schon in den 70er-Jahren mit der extremen „Borussenfront“ Probleme hatte, betreibt deshalb seit etwa zweieinhalb Jahren eine massive Fan- und Jugendarbeit, um ein Abrutschen eines Teils der Anhänger in die rechte Szene zu stoppen. So gibt es das Programm „90 Minuten gegen Rechts“, bei dem unter anderem über Lifestyle, Codes und Symbole der rechten Szene aufgeklärt, Stadion-Schlachtrufe wie „Affe raus“ als Diskriminierungen erklärt werden und regelmäßige Reisen zu KZ-Gedenkstätten wie Auschwitz stattfinden.

BVB als Vorbild für andere Clubs

De Maizière nannte die Dortmunder Fan-Arbeit vorbildlich – und forderte andere Vereine unmissverständlich auf, dieser zu folgen: „Es gibt viele Städte und Vereine, da gibt es Extremismus. Aber da wird das nicht gesagt. Hier ist das anders.“ Es sei richtig, die Probleme „frontal zu adressieren“.

Tatsächlich erkennt die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze der deutschen Polizeibehörden in Duisburg in 16 der 18 Bundesliga-Vereinen Tendenzen, dass sich die gewaltbereite Fan-Szene mit dem rechten Milieu mischt.