Düsseldorf. Von der Uni direkt ins Startup: NRW will mit finanziellen Anreizen Unternehmensgründer im Land halten. Denn viele zieht es nach Berlin.
NRW will bei Firmengründungen aus Hochschulen gegenüber den Startup-Metropolen Berlin und Hamburg aufholen. Bisher haben von bundesweit 5000 Startup-Firmen maximal 600 ihren Sitz in NRW – in Berlin gibt es 3000 Jungunternehmen im Umfeld der Universitäten. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) fördert mit Hilfe von Brüssel bis 2020 mit 20 Millionen Euro chancenreiche Hochschulausgründungen.
Das ehemalige Düsseldorfer Startup „Trivago“ hat vorgemacht, wie sich aus einer guten Idee Geld verdienen lässt: 700 Mitarbeiter erwirtschaften heute 500 Millionen Euro Umsatz mit einem Preisvergleich von Hotels im Internet. Auch die „Teutoburger Ölmühle“ aus Ibbenbüren hat sich mit einer Startförderung des Landes im Jahr 2000 zum Marktführer kaltgepresster Raps- und Sonnenblumenkernöle entwickelt mit heute 140 Mitarbeitern. Die Anschubhilfe am Anfang sei für die Ausgründung aus der Uni Essen überaus wichtig gewesen, erinnert sich Firmengründer Michael Raß.
Große Chancen für NRW
Inzwischen gibt es in NRW 17 Gründungs-Professuren, die Existenzgründer auch über Jahre unterstützen. Für die Humangenetikerin Gabriele Mücher von der Uni Bonn wäre die Gründung des Genlabors „GEN-IAL“ ohne Förderprogramm kaum möglich gewesen.
Der Paderborner Professor Rüdiger Kabst schätzt, dass drei von vier Startups unter seiner Begleitung das erste Jahr erfolgreich überstehen. Mentoren, Patentexperten und Finanzfachleute stehen den Firmengründern dabei zur Seite. Das Förderprogramm sieht eine Unterstützung über maximal 18 Monate bei bis zu 240. 000 Euro Starthilfe vor. Voraussetzung: Projekte müssen auf Wissen beruhen, das aus Lehre und Forschung stammt.
Bei der Gründungsintensität rangiert das industriell geprägte NRW hinter Berlin und Hamburg. Allerdings besetzt Bonn im Vergleich der 20 größten Städte Deutschlands den Spitzenplatz. Auch im Umfeld der Unis Aachen, Bochum, Dortmund, Köln, Münster und Siegen nehmen die Hochschulausgründungen zu. Viele Industriekonzerne beteiligen sich an Startups. Bundesweit gab es im Jahr 2013 mehr als 1700 Ausgründungen. Professor Kabst sieht große Chancen für NRW. Hier ist heute jeder zehnte Arbeitnehmer in einem Unternehmen beschäftigt, das jünger als fünf Jahre ist.
Bereits im August will eine Jury die ersten Startups auswählen, deren Ideen dann schnell in die Praxis umgesetzt werden sollen.