Dortmund/Hagen. .

Die Situation in den Flüchtlingsunterkünften im Ruhrgebiet und in Westfalen entwickelt sich dramatisch: Das ohnehin knappe Platzangebot in den Städten reicht bei weitem nicht mehr aus, um dem stetig wachsenden Andrang von Asylsuchenden gerecht zu werden. In Dortmund etwa musste eine Einrichtung wegen fast dreifacher Überbelegung gestern zunächst geschlossen werden. Hagen stand vor der Aufgabe, über Nacht Platz für 350 Flüchtlinge zu schaffen, die die Stadt kurzfristig aufnehmen muss.

Bereits annähernd dreimal mehr Menschen als eigentlich für die Räumlichkeiten vorgesehen, daraufhin wurde in der Erstaufnahmeeinrichtung in Dortmund-Hacheney ein Aufnahmestopp verhängt. In der Nacht zum Mittwoch hätten 870 Menschen auf dem Gelände geschlafen, teilte die Stadt mit. Plätze gebe es aber nur für maximal 350 Personen.

Am Abend hat der kommissarische Regierungspräsident Burkhard Schnieder in Arnsberg kurzfristig für die Nacht 700 Plätze für die Erstaufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Die EAE Hacheney wird somit noch mit 150 Personen belegt. Mit den zu erwartenden 350 in der Nacht ankommenden Flüchtlingen, ist die Einrichtungen dann mit ca. 450 Personen belegt. 300 Flüchtlinge werden in Hagen unterkommen, weitere 100 in Marl sowie die Übrigen in kleineren Einrichtungen. Zuletzt wurde beschlossen, mehrere Jugendherbergen etwa in Finnentrop, Meinerzhagen und Lünen von Oktober bis Januar für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen. In einem früheren Vier-Sterne-Hotel in Bielefeld sollen 500 Personen Platz finden. In Hagen wurde die Feuerwehr alarmiert, um eine Unterkunft in einer Schule für 350 Menschen zu errichten.

Das Problem wird dadurch nicht entschärft: Die Zahl der Flüchtlinge, die übers Mittelmeer nach Europa kommen, wird nach UN-Einschätzung weiter steigen. Erfahrungen zeigten, dass in der zweiten Jahreshälfte teils doppelt so viele Menschen ankämen wie im ersten Halbjahr, sagte UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks wurde im ersten Halbjahr bereits die Rekordzahl von 137 000 Flüchtlingen und Zuwanderern verzeichnet, die mit Booten in Italien oder Griechenland ankamen. Experten rechnen auch für 2016 nicht mit einem Abflauen der Flüchtlingsbewegung.