Rom. Italiens Ex-Präsident Giorgio Napolitano warnt vor Vorurteilen zwischen Süd- und Nordeuropäern. Nur eine völlige Einheit könne Europa voranbringen.
Der ehemalige italienische Präsident Giorgio Napolitano (89) hat davor gewarnt, im Schuldenstreit mit Griechenland die Debatte mit negativen Klischees zu vergiften. Es nütze nichts, Griechen, Italiener und Spanier als faule Sozialschmarotzer und Deutsche als Sparfanatiker gegeneinander auszuspielen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in einem Interview.
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Nur völlige Einheit hilft Europa
"Es ist lebenswichtig, solche Einstellungen abzulegen, um konstruktive Beziehungen zwischen Italien und Deutschland oder generell zwischen nord- und südeuropäischen Ländern zu entwickeln", erklärte der langjährige Kommunist und spätere Sozialdemokrat weiter. Nur eine völlige Einheit könne Europa voranbringen.
Der Ex-Präsident ist außerdem überzeugt, dass Großbritannien trotz seiner euroskeptischen Einstellung in der EU bleiben kann. Mit ein bisschen Flexibilität lasse sich ein "Brexit" (Austritt Großbritanniens) verhindern, sagte Napolitano.
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Kritk an der Einstellung Großbritanniens
Allerdings kritisierte er die minimalistische Einstellung der Briten zur EU, die an vielen Projekten nicht teilnehmen: "Kein Land kann seine Mitgliedschaft in der EU nur über Ausnahmen definieren. Manchmal fragt man sich, was nach so vielen Ausnahmen noch übrig bleibt."
Napolitano stand knapp neun Jahre an der Spitze des italienischen Staates. Er schied aus Altersgründen im Januar aus.
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Napolitano erhält Preis für außerordentliche Verdienste
An diesem Donnerstag will die American Academy in Berlin Napolitano sowie den ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit dem Henry-A.-Kissinger-Preis für außerordentliche Verdienste um die transatlantischen Beziehungen auszeichnen. Zu den früheren Preisträgern gehören auch Altbundeskanzler Helmut Kohl und der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker. (dpa)