Berlin. . Der Hackerangriff auf den Bundestag war offenbar gravierender als bisher bekannt, möglicherweise dauert er sogar an. Die Angreifer sind unbekannt.

Die Aufklärung der Cyber-Attacke auf den Bundestag dürfte sich noch wochenlang hinziehen. Eine Analyse des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurde am Mittwoch auf Bitten von Parlaments-Vizepräsidentin Petra Pau (Linke) im Innenausschuss von der Tagesordnung abgesetzt.

Das ist ein Hinweis darauf, dass der Hackerangriff – er dauerte mehrere Tage an – gravierender war als bisher angenommen. Auf jeden Fall war es die bisher schwerste Attacke dieser Art. Hält sie womöglich noch an? Das würde erklären, warum Pau keine Angaben über Schadsoftware, Angriffstiefe und Vorgehensweise der Hacker machen wollte.

Angreifer bisher unbekannt

Die Abgeordneten hatten vom Vorfall am Freitag erfahren, nachdem ihre Verbindung zum Bundestags-Netz zur Sicherheit getrennt wurde. Im Parlament wird über Angreifer und Motive gerätselt. Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, beobachtet, dass Nachrichtendienste neuerdings „mit Hackern zusammenarbeiten“; und dass Kriminelle zunehmend Aufgaben der Dienste übernehmen.

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Dieses „Outsourcing“ hilft im Fall einer Aufdeckung, Spuren zu verwischen und von sich abzulenken. In Berlin wird darüber spekuliert, ob die Hacker auch einen Zugriff auf die Laufwerke des BND-Untersuchungsausschusses hatten und ob sich das jüngste Datenleck – vertrauliche Vernehmungsprotokolle bei Wikileaks – so erklären lässt.

Auch die Regierung drückt politisch auf den Resetknopf. Das Kabinett beschloss gestern ein neues IT- Konzept. Bis 2020 will der Bund die 1300 Rechenzentren und Serverräume seiner 200 Behörden auf zwei Dienstleister an wenigen Standorten konzentrieren. Zudem will man eine „Bundescloud“ aufbauen. Den Neustart lässt sich der Bund 2016 rund 35 Millionen Euro kosten. Laut IT-Konzept sollen die Investitionen „bis zu einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag anwachsen“.