An Rhein und Ruhr.
Immer mehr Lehrer in NRW fühlen sich durch die überstürzte Einführung des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nicht behinderten Schülern überfordert. Nach einer Forsa-Umfrage kritisieren Pädagogen vor allem zu große Klassen, fehlende Sonderpädagogen und eine mangelnde Fortbildung. Der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE, Udo Beckmann, fürchtet, dass die „Inklusion vor die Wand gefahren wird“, weil Lehrer vom Dienstherrn einfach ins kalte Wasser geworfen würden.
Die bundesweite Befragung bei 1003 Befragten ergab, dass die Skepsis der Lehrer gegen die praktische Umsetzung der Inklusion in NRW noch gewachsen ist. 98 Prozent sprachen sich für eine Doppelbesetzung aus Lehrer und Sonderpädagoge im Unterricht aus. Selbst an der inklusiven Grundschule nimmt der Sonderpädagoge aber im Schnitt nur an drei bis vier Wochenstunden am Unterricht teil. Beckmann forderte die zusätzliche Einstellung von 7000 Sonderpädagogen, um zumindest in drei Viertel aller Inklusionsstunden eine Doppelbesetzung zu sichern.
Laut Umfrage verfügen 57 Prozent der Lehrer über keine sozialpädagogischen Kenntnisse. An fast jeder zweiten Inklusionsschule gibt es keine Räume für Kleingruppen. Aufgrund der schlechten Vorbereitung fordern 58 Prozent der Lehrer den Erhalt der Förder- und Sonderschulen. „Es ist höchste Zeit, dass Schulministerin Löhrmann das Schönreden beendet und die reale Situation erkennt“, sagte Beckmann.
CDU-Schulexperte Klaus Kaiser kritisierte die „Inklusion mit der Brechstange“. Behinderte und nicht behinderte Schüler würden darunter leiden, wenn für emotional und geistig behinderte Schüler kein hochwertiger Unterricht angeboten würde. FDP-Schulexpertin Yvonne Gebauer mahnte, dass Eltern, Lehrer, Kommunen und Verbände vielfach über die unzureichende Förderung geklagt hätten.
Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sieht die NRW-Schulen dagegen bei der Umsetzung der Inklusion auf einem guten Weg.