Essen. Weil es am Rande von Fußballspielen immer wieder zu Gewaltausbrüchen kommt, möchte Innenminister Ralf Jäger (SPD) ein Alkoholverbot bei Risikospielen.

2660 Spiele, 21 Millionen Zuschauer, 11 000 Straftaten, 1588 Verletzte: die Bilanz der deutschen Fußball-Ligen 2014. Die Sicherheitsbehörden suchen nach besseren Instrumenten, um der Aggression in den Stadien Herr zu werden. Jetzt macht der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) einen weitgehenden Vorschlag. Er will die Trunkenheit auf den Rängen als eine der Ursachen für die Gewaltausbrüche herunterfahren.

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„Der Fußball muss gewaltfrei werden. Wir müssen darüber nachdenken, ob wir den Alkoholverkauf bei Risikospielen abschaffen“, sagte Jäger auf einer Veranstaltung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und des „Behördenspiegel“ in Düsseldorf. Es reiche nicht, wenn dies nur für Champions League-Spiele gelte. Viele der Mitläufer und Täter seien oft schon „eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff an der Theke gewesen“.

In Spanien gelten schon jetzt strengere Regeln

Offenbar hat Jäger die Idee aus Spanien mitgebracht, wo strengere Regeln gelten. Arnold Plickert, Vorsitzender der GdP in Nordrhein-Westfalen, lehnt den Vorschlag „als Versuch bei Risikospielen“ nicht ab – er weist aber auch darauf hin: „Bratwurst und Bier gehören bei uns zusammen“.

Plickert hält wohl andere Maßnahmen für notwendiger. „Die Szene beruhigt sich nicht, die Übergriffe haben zugenommen“, sagt er mit Blick auf die letzten Spieltage. Alleine am Wochenende des 25. April sei es zu Zwischenfällen bei den Spielen BVB gegen Frankfurt, Köln gegen Leverkusen, Preußen Münster gegen Fortuna Köln und auch in Wuppertal gekommen.

DFL fordert Videoüberwachung des Gästeblocks

Kassenhäuschen wie auch die Plätze selbst seien gestürmt worden. „Wir brauchen mehr Kräfte“, sagt Plickert. Er bleibt bei seiner Kritik an der NRW-Strategie, nur bei Risikospielen mit vollem Polizeiaufgebot zu reagieren.

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Mehr technische Vorbeugung verlangt unterdessen die Deutsche Fußball Liga (DFL). Sie hat die Vereine in der ersten und zweiten Bundesliga angeschrieben und aufgefordert, bis zum nächsten Jahr in ihren Stadien eine komplette Videoüberwachung der Gästeblocks sicherzustellen.

Videoüberwachung zeigt erste Erfolge

In einigen Stadien in NRW ist das bereits realisiert. So setzen die Vereine in Dortmund, Bochum, Mönchengladbach, Leverkusen und Köln Kamerasysteme der Regensburger Firma Dallmeier ein. Die Videos haben nicht nur eine besonders hohe Auflösung. Sie können über mehrere hundert Meter Details aufnehmen und die Bilder über Stunden speichern.

In Dortmund ist es dadurch gelungen, den Urheber eines Banners mit einem rechtsextremen Spruch zu identifizieren. Mehrfach wurden mit dem System auch die „Zünder“ von Bengalo-Feuern ausfindig gemacht.

BVB hat Rückgang von Zwischenfällen beobachtet

Während die herkömmlichen Videoanlagen die Rauchentwicklung erst länger nach dem Zünden aufnehmen, lassen sich hier die gesamten Vorgänge in einem Block bis zur Zündung zurückverfolgen und damit die Täter identifizieren.

Beim BVB habe man einen Rückgang der Zwischenfälle nach der Installation der Anlage festgestellt, sagte in Düsseldorf ein Vertreter des Herstellers.