Bochum. . Den Sprengstoff hatte die rechtsterroristische Gruppe bereits besorgt. Wie konkret die Anschlagspläne waren, wird noch ermittelt.

Sie kamen morgens, kurz nach drei Uhr, wollten ihn wohl im Schlaf überraschen. Über Monate hatten sie Olaf O. und seine Kumpane im Visier, hatten ihre Internetkontakte verfolgt, sie abgehört und bei ihren Treffen beobachtet. Es schien, als habe man keine Zeit mehr zu verlieren. Um 3.15 Uhr stehen die Spezialeinsatzkräfte also vor seiner Wohnung im Bochumer Stadtteil Wattenscheid, schlagen das Glas der Haustür ein und stürmen. Sekunden später ist der 47-jährige Olaf O., Olli Ruhrpott, wie er sich nennt, festgenommen.

Kurze Stoppelhaare, Ohrring, ein Tattoo auf dem Hals und eine Zigarette im Mund. So präsentiert sich Olaf O. auf seiner Seite im sozialen Netzwerk Facebook. „Ich sehe nicht zu, wie mein Vaterland krepiert“ hat er seinen Auftritt betitelt. Auf der Facebook-Seite seiner Gruppe „Oldschool Society“ wird er als ihr Pressesprecher bezeichnet. Sicher ist, dass der Bochumer zum engen Führungskreis der Gruppe gehört. Als solcher wird er am Mittwoch auch festgenommen und spätestens am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt.

Laut Bundesanwaltschaft hatte die rechtsterroristische Vereinigung Anschläge auf namhafte Salafisten, Moscheen und Asylbewerberunterkünfte geplant. Der Sprengstoff dafür sei schon beschafft und bei der Durchsuchung auch sichergestellt worden.

Keine Zweifel an der rechtsradikalen Gesinnung der Gruppe

„Nach unseren Ermittlungen bestand große Gefahr, dass die Mitglieder der Gruppe ihre Ziele umsetzen würden. Wir hatten wegen ihrer Gewaltfantasien Sorge, dass sie völlig durchdrehen. Es handelt sich bei ihnen um Personen, die nicht über eine hohe Intelligenz verfügen, sondern eher dumpf sind“, sagt NRW-Verfassungsschutz-Chef Burkhard Freier.

Wie konkret die Anschlagspläne bereits waren, wird noch ermittelt. Jedoch seien die Gespräche der Gruppe einzig darum gekreist, Anschläge zu begehen, das nötige Geld dafür zu beschaffen. Der NRW-Verfassungsschutz, so Freier, habe deshalb seine Informationen rechtzeitig an den Generalbundesanwalt weitergeleitet.

Ein Blick auf die inzwischen offenbar gesperrte Facebook-Seite der „Oldschool Society“ lässt keinerlei Zweifel an der rechtsradikalen Gesinnung der Gruppe und ihrer „Freunde“. Da wird erbarmungslos gegen Ausländer und vor allem Asylbewerber gehetzt und die Selbstverbrennung eines Asylbewerbers auf offener Straße in Niedersachsen mit „Ein Vorbild für Seinesgleichen“ kommentiert.

Auch scheint „Oldschool Society“ eng verknüpft mit der rechten Szene in Dortmund. Deren Demo Ende März dokumentiert die Gruppe mit Fotos, auf denen auch gezielt Gegendemonstranten und Journalisten gezeigt werden.

Datenträger sichergestellt

Und die Gruppe ist sehr hierarchisch strukturiert. So existiert ne­ben den gestern ebenfalls festgenommenen Präsidenten und Vizepräsidenten auch ein „Chief of Security“, der berechtigt ist, die Gruppenmitglieder auf Kurs zu bringen. Etwa wenn die sich auf Facebook mit falschen Freunden umgeben. Den Anweisungen der Führungsebene sei „unverzüglich Folge zu leisten“, Zuwiderhandlung werde mit Ausschluss „geahndet“.

Bei der Durchsuchung von Olaf O.s Wohnung in Bochum stellten die Polizisten eine Gasschreckschusspistole und einen Teleskopschlagstock sowie Datenträger sicher. Olaf O., der unter „Satansbraten 68“ twittert, leistete keinen Widerstand. Seine Wohnung allerdings war so verdreckt und vermüllt, dass die Beamten das Ge­sundheitsamt einschalteten.