Düsseldorf. 350 Krankenhäuser informieren über richtigen Schutz gegen multiresistente Keime. Besucher sehen im UV-Licht, wie keimfrei ihre Hände wirklich sind.

Knallbunt und plakativ kommt eine Ausstellung daher, die bis Ende 2015 durch mehr als 200 Krankenhäuser in NRW tourt. Es geht um ein todernstes Thema: Um Keime, gegen die immer weniger Medikamente wirken. Um Infektionen mit multiresistenten Erregern, die ­jedes Jahr Tausende Menschenleben kosten.

Und um einfache Vorsichtsmaßnahmen, die Katastrophen verhindern können, wenn sie denn von allen getroffen würden. Kurzum: um Hygiene im Krankenhaus.

„Gemeinsam Gesundheit schützen. Keine Keime. Keine Chance für multiresistente Erreger“. Mit dieser Losung ist die Krankenhaus­gesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) seit sechs Wochen in ­Kliniken des Landes unterwegs. Die Tour wird als Hygiene-Initiative ­verkauft, ist aber auch eine Image-Kampagne.

Denn der Ruf einiger Kliniken hat gelitten – zuletzt durch den VRE-Keimausbruch mit zwei ­toten Frühchen in Düsseldorf, ­aktuell durch die Verbreitung des Erregers Acinetobacter baumanii auf der Intensivstation des Klinikums Leverkusen. Ein guter Zeitpunkt für eine Hygiene-Offensive. „Wir wollen nicht sagen: ‚So wie es ist, ist es gut‘“, sagte KGNW-Präsident Jochen Brink gestern in Düsseldorf.

Als Schirmherrin der Kampagne ruft Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zum Gesundheitsschutz auf. „Denn eines ist klar: Fehler, Nachlässigkeit und Unachtsamkeit können massive Folgen haben bis hin zum Tod.“ Kraft hofft, „dass alle Einrichtungen in der Medizin und auch in der Pflege das Thema ­Hygiene als die zentrale Aufgabe ­begreifen, die es ist.“

202 Kliniken haben die Ausstellung gebucht

Aufklären, Bewusstsein schärfen, Ängste nehmen, Hilfe zur Selbsthilfe geben – das sind Eckpfeiler der ­Aktion, die rund 900.000 Euro kostet und an der sich landesweit 353 Krankenhäuser beteiligen. „Es soll keine Eintagsfliege sein“, hofft Brink auf eine Langzeitwirkung.

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202 Kliniken haben die Wanderausstellung bisher gebucht. 68.000 Broschüren liegen aus. Markierungen weisen Klinikbesuchern direkt den Weg zum Desinfektionsmittelspender. Ob die Hände ausreichend behandelt wurden, zeigt ein Selbsttest mittels UV-Lampe. 80 Prozent aller Keime würden über die Hände übertragen, hieß es gestern. Und: Infektionen mit dem MRSA-Keim gingen langsam zurück; dafür gebe es immer mehr Erkrankungen an noch gefähr­li­cheren gramnegativen Erregern (wie VRE und Acinetobacter baumanii).

Man sei „noch nicht am Ende der Entwicklung angekommen“, sagte KGNW-Präsident Brink. Denkbare weitere Schritte wären erweiterte Keimtests vor der Klinikaufnahme sowie Veröffentlichungen von Infektionsstatistiken. „Wir sind dabei, das zu überlegen“, sagte KGNW- ­Geschäftsführer Matthias Blum.