Washington. .

Mit einem frischen Gesicht, Pardon, kann sie im Alter von 67 Jahren nun wirklich nicht mehr dienen. Darum soll wenigstens der erste Aufschlag, mit dem sich Hillary Clinton den Weg zur ersten Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika ebnen will, den Stempel des Modernen und Unkonventionellen tragen. Am morgigen Sonntag wird die seit fast zwei Jahren im Wartestand ausharrende Ex-First Lady von Bill Clinton, Ex-Außenministerin unter Obama und Ex-Senatorin für den Bundesstaat New York via Internet offiziell ihre Kandidatur für die Wahl 2016 anmelden.

Anders als üblich wird Clinton, wie es ihr hinter den Kulissen bereits auf Hochtouren laufender Apparat gestern durchsickern ließ, nicht vor einer inszenierten Jubelperser-Schar ans Mikrofon treten und eine fulminante Antrittsrede halten. Nein, die von der demokratischen Partei herbeigesehnte Nachricht soll aller Voraussicht nach per E-Mail, Twitter und vorteilhaft ausgeleuchteter Video-Botschaft in die Welt gelangen.

Nicht nur Begeisterung

Clinton will damit jüngere Wähler, die mit den abgestandenen Riten der etablierten Politik nicht viel anfangen können, „abholen“, hieß es aus Kreisen ihrer Wahlkampfzentrale im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Dort ist eine ehemalige Google-Managerin für die Feinheiten des immer wichtiger werdenden Wahlkampfes im Digitalen engagiert worden.

Unmittelbar danach wird sich Hillary Clinton, auch das ein gewolltes Markenzeichen ihrer Kandidatur, zu intimen Gesprächsrunden mit Bürgern in den bei den Vorwahlen Anfang 2016 traditionell zuerst umworbenen Bundesstaaten Iowa und New Hampshire aufmachen. Dabei soll eine Spenden-Aktion ins Leben gerufen werden, die „alles bisher Bekannte in den Schatten stellt“, wie Kampagnen-Strategen sagen. „Hillary Clinton wird in den ersten Tagen mehr Geld einsammeln als mancher ihrer republikanischen Konkurrenten im ganzen Jahr.“

Anders als bei den Konservativen, wo ein gutes Dutzend Aspiranten gehandelt wird, darunter Präsidenten-Sohn-Bruder Jeb Bush, hat Clinton bei den Demokraten bislang keine ernsthafte Konkurrenz zu fürchten. Martin O‘Malley, Ex-Gouverneur von Maryland, James Webb, Ex-Senator aus Virginia, und der kauzige Senator Bernie Sanders aus Vermont laufen mit ihren Ambitionen allesamt hinterher.

Dennoch hält sich die Begeisterung über Clintons Entscheidung in Grenzen. Große Sympathie-Vorsprünge in vielen Umfragen sind geschrumpft, nachdem bekannt wurde, dass Clinton als Außenministerin mit ihren E-Mails eine ungewöhnliche Geheimniskrämerei betrieben hat. Elisabeth Warren, demokratische Senatorin aus Massachusetts, brachte die diffusen Vorbehalte auf den Punkt. Auf die Frage, ob sie Hillary Clinton unterstützen werde, entgegnete die Ikone der Parteilinken: „Lassen Sie uns doch abwarten, mit welcher Botschaft sie antritt.“

Clinton hatte zuletzt gebetsmühlenartig wiederholt, dass sie nur dann ums höchste Amt kämpfen wird, wenn sie überzeugt sei, einen „Unterschied zu machen“. Konkretes war bisher nicht von ihr zu hören. „Dieses Lavieren im Ungefähren ist nun vorbei“, sagten Kommentatoren auf dem Republikaner-freundlichen TV-Sender Fox News.

Washingtoner Denkfabriken erwarten dagegen so schnell kein „fertiges Politik-Programm“. Zunächst müsse es Hillary Clinton um Psychologisches gehen. „Sie wirkt oft kalt, aber Wähler wollen Wärme spüren“, sagte ein Experte dieser Zeitung. „Und sie ist seit Jahrzehnten Teil der großen Politikmaschine, die im Land so verhasst ist. Was eigentlich kann sie wirklich anders machen?“