Essen. . Die Zahl der “Enkeltrick“-Anzeigen hat sich innerhalb von drei Jahren verdreifacht. Die Polizei geht zudem von einem hohem “Dunkelfeld“ aus.
Die Versuche, Senioren um ihr Geld zu bringen, steigen dramatisch an. Die „Enkeltrick“-Anzeigen haben sich in drei Jahren in Nordrhein-Westfalen mehr als verdreifacht: Von 732 Fällen im Jahr 2011 auf 2214 in den ersten drei Quartalen 2014. Das Jahr ist noch nicht weiter ausgezählt.
Dahinter gebe es wahrscheinlich noch ein „großes Dunkelfeld“, sagt Frank Scheulen, der Sprecher des Landeskriminalamtes NRW. Fachleute sagen: Ältere Leute schämten sich oft vor Polizei, Nachbarn und auch vor der Familie, zuzugeben, dass sie auf einen Trick hereingefallen sind. Vielen sei es auch peinlich vor den potenziellen Erben, dass das Geld jetzt weg ist. Die Höhe des Schadens ist in der Regel fünfstellig.
Auch interessant
Beim „Enkeltrick“ rufen Täter ältere Leute an und tun so, als seien sie ein enger Verwandter in einer Notlage: Sie würden sofort Bargeld brauchen und jetzt einen Bekannten schicken, das Geld zu holen. Die Anrufer sind oft im Ausland und selten zu fassen, die deutschen Helfershelfer eher, die das Geld abholen. Ältere Russlanddeutsche werden gezielt mit der Variante des Schockanrufs gequält: Ein Verwandter sei im Krankenhaus und brauche dringend Geld für die Behandlung.
Täter appellieren an Angst um die Enkel
Der „Enkeltrick“ ist eine Erfindung der 90er-Jahre und einer der bekanntesten Tricks. Warum er weiter und weiter funktioniert, ist nicht ganz klar. Die Täter gehen psychologisch geschickt vor und appellieren an Angst um den Enkel und die Hilfsbereitschaft der Großeltern. „Wer überzeugt ist, das ist mein Enkel, setzt dann solche Scheuklappen auf“, sagt Ramona Hörst aus dem Polizeipräsidium Recklinghausen: „Manche sind auch froh, dass wieder der Kontakt gesucht wurde.“ Bei manchen Opfern spielt auch geistiger Abbau eine Rolle.
Auch interessant
Bei anderen gängigen Trickbetrügereien sind die Zahlen schwankend, aber im Großen und Ganzen konstant. So bekamen ältere Leute es zwischen Januar und Oktober 2014 in NRW mit 523 falschen Wasserwerkern zu tun, mit 187 falschen Telekom- oder Kabelfirmenmitarbeitern und mit 99 falschen Polizisten.
Der Zetteltrick („Darf ich kurz reinkommen und Ihrem Nachbarn eine Nachricht aufschreiben?“) wurde dem LKA 481-mal gemeldet. „In allen Fällen ist das Ziel der Täter, in die Wohnung zu kommen“, sagt Scheulen: „Lassen Sie keinen Fremden herein.“