Düsseldorf. . In NRW ist die Gewalt in Regionalzügen 2014 rund 1800 mal eskaliert. Die GDL sieht deshalb Land und Bahnen in der Pflicht, für Sicherheit zu sorgen.

Nahe Geilenkirchen, Januar 2015: Der Zugbegleiter kontrolliert einen Fahrgast, der sein Ticket nicht entwertet hat. Der Bahn-Mitarbeiter will die Personalien. Da zieht der vorbestrafte Schwarzfahrer ein Teppichmesser. Nur mit Hilfe eines Fahrgastes gelingt es dem Zugbegleiter, den Angriff abzuwehren.

Solche Vorgänge sind kein Einzelfall. „Die Hemmschwelle zur Gewalt sinkt rapide“, sagt der Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in NRW, Sven Schmitte. „Unsere Kollegen werden geschlagen, mit Messern und sogar Schusswaffen bedroht“.

In NRW ist die Gewalt in den Regionalzügen, auch die mit Worten, im letzten Jahr zwischen 1000 und 1800 mal eskaliert. Die GDL sieht deshalb Landesregierung und Bahn-Arbeitgeber in der Pflicht. Sicherheit soll nicht nur durch eine zweiköpfige Zugbegleiter-Besatzung selbst dort garantiert werden, wo – wie auf S-Bahnen – gar keine Zugbegleiter unterwegs sind. Nachts und auf „auffälligen Strecken“ müsse auch mehr Sicherheitspersonal mitfahren. Notfalls Polizei.

Die Lokführer-Gewerkschaft hat in NRW eine eigene Umfrage gestartet. 63 Prozent ihrer Kollegen sind schon körperlich angegriffen worden. 93 Prozent müssen sich täglich Beschimpfungen gefallen lassen. 78 Prozent der befragten Zugbegleiter haben Angst, wenn sie ihren Job alleine ausüben müssen. 80 Prozent geht es beim Nachtdienst so. Jeder fünfte hat Furcht vor Gewalt.

„Samstags, sonntags und feiertags in den frühen Morgenstunden zwischen drei und acht Uhr ist es selbst mit zwei Kollegen gefährlich“, hat ein Zugbegleiter auf den anonym gehaltenen Fragebogen geschrieben. Schmitte, selbst Lokführer, kann das bestätigen: „Der Kölner Hauptbahnhof ist dann voll von Gruppen Betrunkener“.

Oft kommt es bei der Ticket-Kontrolle zum Krach. „Unser Tarifsystem hier ist zu kompliziert“, ahnt Sven Schmitte, wenn er über Ursachen manchen Streits nachdenkt.