Berlin. . Glaubt man dem Benotungssystem, dann ist fast in allen Einrichtungen alles klasse. Die Realität sieht anders aus. Die Regierung plant daher neu.
Nach dem Scheitern des „Pflege-TÜVs“ mit dem umstrittenen Notensystem verlangt der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), die Bildung eines Pflegequalitätsausschusses, der bis 2018 ein neues Bewertungssystem erarbeiten soll, um Bürgern mehr Klarheit über Leistungen von Heimen und Pflegediensten zu geben. Patienten und Mitarbeiter in den Pflegeberufen sollen dann mehr miteintscheiden.
„Das 2009 eingeführte Notensystem wurde übers Knie gebrochen“, sagte Laumann zur WAZ. „Auch wenn wir im internationalen Vergleich vernünftige fachliche Standards in Pflegeheimen haben, überrascht es, wenn die 12 000 Heime im Schnitt mit der Note 1,3 abschneiden.“ Ab 2016 soll deshalb zunächst eine Kurzzusammenfassung der Leistungen mit einer Dreiviertel Seite Text die Note ersetzen.
30 Prozent der Pflegebedürftigen leben in Heimen
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Nach dem Willen des Pflegebeauftragten sollen Heime und Pflegedienste weiterhin einmal pro Jahr unangekündigt von Prüfern des Medizinischen Dienstes kontrolliert werden. Angehörige brauchen aus Sicht Laumanns eine vergleichbare Bewertung, um einen Überblick zu bekommen, welches Heim geeignet ist. „Der nächste Schuss muss sitzen“, sagte Laumann mit Blick auf die anstehende Reform. Am Ende des Prozesses müsse ein Prüfgremium stehen, in dem sich Anbieter und Kostenträger nicht länger blockieren könnten und an dem Vertreter der Patienten und der Pflegeberufe erstmals Stimmrecht bei der Beurteilung der Leistungen erhielten.
Zehn Prozent der Heimbewohner erhalten nicht genug Nahrung
Für den Übergang soll der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung bis Ende des Jahres Vorgaben für kurze Prüfberichte über Pflegeanbieter erarbeiten. Der Medizinische der Kassen hatte festgestellt, dass zehn Prozent der Heimbewohner nicht genug zu essen und trinken bekommen, die Behandlung chronischer Schmerzen nicht ausreicht, zu viele Patienten ans Bett gebunden oder zu wenig vor Druckgeschwüren geschützt werden.
Heute leben 30 Prozent der 2,5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland in Heimen. 70 Prozent werden daheim versorgt – zwei Drittel von Familienmitgliedern. Experten erwarten in den nächsten Jahren einen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen um jeweils zwei bis drei Prozent.