Kuwait-Stadt. Seit vier Jahren tobt in Syrien ein Bürgerkrieg – die Lage der Flüchtlinge ist dramatisch. In Kuwait treffen sich 70 Staaten zu einer Geberkonferenz.

Vor der Syrien-Geberkonferenz in Kuwait hat die Bundesregierung neue Hilfsgelder von 255 Millionen Euro zugesagt. Vom Auswärtigen Amtes kommen weitere 100 Millionen Euro für humanitäre Hilfe in Syrien und den Nachbarländern, wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Dienstag am Rande der Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in Lausanne erklärte. Das Entwicklungsministerium hatte bereits am Montag 155 Millionen Euro zusätzlich zugesagt.

70 Staaten treffen sich zur Syrien-Geberkonferenz

"Es ist unsere Verantwortung, die Menschen nicht allein zu lassen, die nun schon im fünften Jahr unter den Folgen des grausamen Syrienkonfliktes leiden", erklärte der SPD-Politiker. Fast zwölf Millionen Syrer seien im eigenen Land und in der Region auf der Flucht, mehr als sieben Millionen Kinder bekämen keine ausreichende Hilfe. "Die Nachbarstaaten Syriens, vor allem Libanon und Jordanien, sind durch die Zahl der Flüchtlinge längst an ihre Belastungsgrenzen gekommen."

In Kuwait treffen sich am Dienstag mehr als 70 Staaten zur Syrien-Geberkonferenz. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR werden in diesem Jahr 7,7 Milliarden Euro benötigt, um den Menschen helfen zu können. "Wir erreichen gerade einen Wendepunkt, die Situation ist dabei, untragbar zu werden", sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards der Deutschen Presse-Agentur.

Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat die internationale Gemeinschaft zu mehr Hilfe für notleidende Syrer aufgerufen. "Wir erreichen gerade einen Wendepunkt, die Situation ist dabei, untragbar zu werden", sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards. Angesichts der wachsenden Zahl von syrischen Flüchtlingen und Vertriebenen sei eine deutliche Steigerung der finanziellen Hilfe notwendig.

"Die Situation ist dabei, untragbar zu werden"

Hilfsorganisationen beklagen immer wieder, dass sie für ihre Einsätze in Syrien und den Nachbarländern nicht genug Geld erhalten. Im vergangenen Jahr waren die Hilfen der UN nur zu 57 Prozent finanziert. Das Kinderhilfswerk Unicef kritisierte in diesem Monat, Hilfsappelle fänden kaum noch Resonanz. Deutschland gehörte dabei bisher zu den großzügigsten Gebern.

Berlin werde 155 Millionen Euro auf der internationalen Geberkonferenz für notleidende Syrer zusagen, kündigte Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) an. Damit gibt Deutschland mehr Geld als zunächst geplant. Unterstützt werden damit Nachbarländer Syriens, aber auch Gemeinden im syrisch-türkischen Grenzgebiet.

Edwards sagte, die Armut unter den syrischen Flüchtlingen nehme drastisch zu. Immer mehr Kinder gingen nicht zur Schule. Derzeit erhielten rund 600 000 syrische Mädchen und Jungen keinen Unterricht. "Das führt zu einer neuen verlorenen Generation", warnte der UNHCR-Sprecher.

Besonders dramatisch ist die Situation im Libanon

Laut UNHCR sind 3,9 Millionen Syrer vor dem Bürgerkrieg in Nachbarländer geflohen. Besonders dramatisch ist die Situation im Libanon, weil die Regierung keine offiziellen Flüchtlingslager erlaubt. Viele Syrer leben dort deshalb in slumähnlichen Behausungen. Im Libanon hat das UNHCR rund 1,2 Millionen Flüchtlings registriert.

In Syrien selbst brauchen laut dem Flüchtlingshilfswerk rund zwölf Millionen Menschen Hilfe. Seit Ausbruch des blutigen Konflikts vor mehr als vier Jahren sind mindestens 220 000 Menschen ums Leben gekommen. (dpa)