An Rhein und Ruhr. . Mit einem gemeinsamen Blitzmarathon geht die Polizei in 21 Ländern am 16. April gegen Raser vor. Das Land NRW verteidigt die Aktion gegen Kritik.

Der „Blitzmarathon“ zieht immer größere Kreise. Am 16. April gibt es die erste europaweite Aktion. In mehr als 20 Ländern werden Raser geblitzt, vor allem aber soll über Gefahren des Zu-schnell-Fahrens aufgeklärt werden. Nordrhein-Westfalen, wo der „Blitzmarathon“ einst erfunden wurde und von wo aus die Aktion Karriere machte, ist mit dabei.

Im Vorfeld befeuert jetzt aber die Antwort der Landesregierung auf eine CDU-Anfrage noch mal die Debatte über Aufwand und Nutzen solcher Einsätze. Zwei „Blitzmarathons“ gab es im vergangenen Jahr. Der am 8./9. April kostete die Polizei 29.230 Personalstunden, weitere 28.091 kamen durch den am 18./19. September hinzu. Zum Vergleich: Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 41 Stunden pro Beamter. Wer mag, kann ausrechnen, wie viele Polizisten nach den Marathons wie lange fehlen. Ohnehin schiebt die NRW-Polizei einen Berg von rund 1,5 Mio Überstunden vor sich her.

Polizei ist stark gefordert

Der CDU-Abgeordnete Werner Lohn verweist darauf, dass es 2014 mehr Verkehrstote (+8,6%) und mehr Schwerverletzte (+11%) gab. In seiner Anfrage macht Lohn deutlich, dass er den „Blitzmarathon“ angesichts dieser Zahlen anders als Innenminister Ralf Jäger (SPD) nicht als „Erfolgsmodell“ sieht.

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Für Adi Plickert, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), zeigen die Unfallzahlen, dass man weiter einen hohen Kontrolldruck auf den Straßen brauche. Weil aber die Polizei etwa durch Terrorbedrohungen, Einbrüche, durch Fußballeinsätze und Demos stark gefordert sei, müssten alle Aufgaben auf den Prüfstand. „Wir können es uns auf Dauer nicht leisten, dass die Direktion Verkehr für den Marathon massiv aufgestockt wird“, sagte Plickert auf Nachfrage unserer Redaktion.

Blitzmarathon in NRW diesmal nicht 24 Stunden lang

Im Ministerium hingegen verteidigt man den Marathon. Er sei auf Prävention ausgelegt und nur ein Teil der Verkehrsstrategie, die insgesamt mehr Geschwindigkeitskontrollen vorsehe. Seine Wirksamkeit sei untersucht und erwiesen.

Der „Vater des Blitzmarathons“ hat unterdessen seit dieser Woche eine neue Aufgabe: Michael Frücht, bis dato NRWs oberster Verkehrspolizist, leitet nun das Personalamt der Polizei. Auf ihn geht das Einsatzkonzept zurück. Wer Nachfolger im Bereich Verkehr wird, ist noch unklar.

Ursprünglich sollte der europaweite Blitz-Marathon 24 Stunden dauern und am 17. April morgens zu Ende gehen. Wegen der Trauerfeier für die Opfer des Flugzeugabsturzes am 17. April im Kölner Dom werde die Aktion zumindest in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen um rund sechs Stunden verkürzt und auf den 16. April beschränkt, teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit. (mit dpa)