Duisburg. . Immer mehr Hochschulen in NRW bieten Kita-Pädagogik an. Die Absolventen streben nach Höherem. Aber es fehlen die adäquaten Jobs.

Sie studieren Erziehung bis zum Bachelor-Abschluss, aber sie wollen anschließend keine Kinder erziehen: Die meisten Absolventen von kindheitspädagogischen Studiengängen träumen von anderen, höheren Aufgaben: Sie möchten eine Kita leiten, Eltern beraten oder andere Erzieher unterrichten. Das hat eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) ergeben.

„Kaum eine Kindheitspädagogin kann sich vorstellen, langfristig im Gruppendienst in der Kita zu arbeiten“, fasst Sybille Stöbe-Blossey von der Uni Duisburg-Essen die Ergebnisse einer Befragung von 500 Studierenden und von Kita-Mitarbeitern zusammen. Für die meisten Studierenden (etwa 95 Prozent sind Frauen) ist diese Arbeit nur eine Zwischenstation, weil das Gehalt für einen Hochschulabsolventen ihrer Einschätzung nach zu niedrig ist.

„Das ist mir zu schlecht bezahlt“

„Da ist mir die Bezahlung einfach zu schlecht. Ich hab schließlich studiert, ich kann was“, lautete laut IAQ eine typische Aussage. Das Einstiegsgehalt liegt bei 2366 Euro brutto, also „unterhalb des üblichen Startgehalts-Niveaus von Bachelor-Absolventen“, so Stöbe-Blossey.

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Einige der hoch qualifizierten Erzieherinnen fühlen sich mit dem „normalen“ Job in der Kita unterfordert. Sie sagen Sätze wie: „Das reicht mir einfach nicht, selbst wenn es eine tolle Arbeit mit Kindern ist. Aber ich möchte Sachen weiterentwickeln und voranbringen.“ Ihr Ideal sind gemischte Tätigkeiten: Kita-Leitung mit Gruppendienst oder Kita-Arbeit plus Beratungs- oder Lehrtätigkeiten. „Kindheitspädagogen können die Arbeit in der Kita sehr verändern, je nachdem ob und wie die einzelne Einrichtung dieses Potenzial nutzt“, so Stöbe-Blossey.

Zwei Drittel meiden die Kitas

Allein in NRW bieten inzwischen 14 Hochschulen kindheitspädagogische Studien an. In Deutschland gibt es sogar 115 dieser Studiengänge. Aber adäquate Arbeitsplätze für diese Akademiker sind rar. Sybille Stöbe-Blossey spricht auch von „Konkurrenzängsten“, die entstehen, wenn studierte Erzieherinnen auf „normal“ ausgebildete treffen.

Die Studien-Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungen der Hochschulen. „Ja, es gibt derzeit noch zu wenige Jobs für studierte Erzieherinnen“, sagte Johann M. Gleich von der Katholischen Hochschule NRW dieser Zeitung. Die Einrichtung hat schon seit 2006 solche Studien im Angebot. Nur ein Drittel der Absolventinnen arbeitet anschließend in einer Kita; ein Drittel strebt in die Wissenschaft, ein Drittel spezialisiert sich auf Beratung oder Aufgaben wie Sprachentwicklung.