Köln/Essen. . Erstmals lässt sich Deutschlands reichste Diözese, das Erzbistum Köln, in die Bilanz schauen. Der Dom schlägt darin nur mit 27 Euro zu Buche.

Frage: Was kostet der Kölner Dom? Antwort: 27 Euro. Mit diesem – symbolischen – Wert taucht die weltberühmte Kathedrale jedenfalls in der Bilanz des Erzbistums Köln auf – je ein Euro für 26 Grundstücksparzellen sowie für den Dom selbst.

Der Dreikönigsschrein bleibt als ebenso unschätzbar gänzlich unerwähnt. Ansonsten aber gewährt die größte und reichste deutsche Diözese mit ihrem am Mittwoch vorgestellten Jahresfinanzbericht erstmals einen tiefen Einblick in ihr Vermögen – es geht in die Milliarden.

Der Jahresabschluss des Bistums für 2013 offenbart ein Vermögen von 3,35 Milliarden Euro. Demnach weist das Erzbistum Finanzanlagen von rund 2,4 Milliarden Euro aus – im Wesentlichen in Wertpapier- und Immobilienfonds. Die Sachanlagen, zu denen vor allem Immobilien wie Schulen und Tagungshäuser zählen, belaufen sich auf 646 Millionen Euro. Etwa ein Sechstel des Immobilienbestands ist vermietet und bringt somit Erträge.

Auch interessant

Transparenz-Offensive des Erzbistums kommt nicht von ungefähr

Die Transparenz-Offensive der Kölner, die mit mehr als zwei Millionen Katholiken das mitgliederstärkste Bistum in Deutschland stellen, kommt nicht von ungefähr. Die Negativ-Schlagzeilen rund um den Finanzskandal des ehemaligen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst haben die Oberhirten gehörig aufgeschreckt. Auch andere Bistümer arbeiten inzwischen an ähnlichen Jahresberichten wie in Köln oder sie haben ihre Bilanzen schon ganz oder teilweise offengelegt. Die Kölner Bilanz entspricht nun auch den Standards für große Kapitalgesellschaften.

Tatsächlich lässt sich im Erzbistum Köln nun tief in die Bücher gucken. 2013 wies der Haushalt bei einem Volumen von rund 811 Millionen Euro laut Bilanz einen Jahresüberschuss von gut 59 Millionen Euro aus – vor allem aufgrund der deutlich gestiegenen Kirchensteuer-Einnahmen.

So ist die Lage in Essen, Paderborn und Münster

Das Ruhrbistum Essen als kleinste deutsche Diözese ­meldete in der Bilanz für 2013 ein Bilanzvolumen von 247 ­Millionen und ein Eigenkapital von knapp 148 Millionen Euro. Das Vermögen des Bischöflichen Stuhls liege verglichen damit „geradezu bescheiden“ bei 2,3 Millionen Euro, heißt es dort.

Das Erzbistum Paderborn ­beziffert sein Haushaltsvolumen mit 496 Millionen Euro. Zum ­Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls liegen keine Angaben vor. Die Vermögenswerte sollen im Herbst veröffentlicht werden.

Im Bistum Münster hat der Haushalt ein Volumen von gut 418 Millionen Euro. Das Geldver­mögen des Bischöflichen Stuhls beträgt drei Millionen Euro. Hinzu kommen Immobilien; ihr Wert wird in diesem Jahr ermittelt.

Denn obwohl die Zahl der Kirchenaustritte in der katholischen Kirche zuletzt wieder deutlich anstieg, sorgen höhere Tarifabschlüsse und steigende Erwerbstätigkeit für ein Plus in der Kirchen-steuerkasse.

Erzbistum ist auch ein Immobilien-Unternehmen

„Wir wollen hier einen Standard setzen“, begründete der Kölner Finanzdirektor Hermann Josef Schon das Vorgehen des Erzbistums in Sachen Transparenz. So habe ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer die Bistums-Bilanz „nach den härtesten Kriterien“ überprüft, wie Schon betonte.

Demnach betätigt sich das Erzbistum auch als Wohnungsvermieter im recht großen Stil. Es hält Anteile an Unternehmen, drei sind sogar mehrheitlich oder vollständig in seinem Besitz. Dazu zählt die 70-prozentige Beteiligung an der Rheinwohnungsbau GmbH. Bestand: 6138 Wohnungen, davon 4781 in Düsseldorf, 1130 in Duisburg und 227 in Berlin. Die Wohnungen sind zu einem durchschnittlichen Mietzins von 6,33 Euro pro Quadratmeter vermietet.

Generalvikar Stefan Heße sagte, in Köln sorgten mehrere Kontrollinstanzen wie ein mit Experten besetzter Kirchensteuerrat dafür, „dass so etwas wie in Limburg nicht geschieht“. Das gesamte Geld komme den Menschen zugute: „Wir geben jeden Tag für kirchliche Arbeit zwei Millionen Euro aus.“