. . Der ADAC spricht vom Stau-Rekordjahr 2014. Die Nadelöhre in NRW liegen bei Köln und im Ruhrgebiet.

Diesen ärgerlichen Spitzenplatz wird die Rhein-Ruhr-Region lange nicht los. Wieder ist Nordrhein-Westfalen Stauland Nr. 1. Ein Drittel aller deutschen Staus gibt es hier, 2014 waren es 279 000 Kilometer Stillstand. Nicht nur der Engpass an der maroden Leverkusener Rheinbrücke trägt dazu bei. Im ganzen, 2200 Kilometer großen Autobahnnetz zwischen Münsterland und Eifel gab es Staumeldungen – 154 000. Es sind 34 000 mehr als 2013. Bayern und Baden-Württemberg belegen die Plätze 2 und 3.

Welche Autobahnen in NRW melden die meisten Staus?

Die Nord-Süd-Verbindung A 1 von der niedersächsischen Grenze bis nach Köln mit 22 859 Meldungen. Es folgt die A 40 mit 16 591 Staumeldungen auf der Gesamtlänge.

Wie dicht ist der Verkehr?

Köln ist ein Nadelöhr. Zwischen Dellbrück und Köln-Ost sind auf der A 3 laut Bundesanstalt für Straßenwesen 150 000 Autos täglich unterwegs, auch A 4, A 1 und A 57 nahe der Domstadt sind mit rund 120 000 je Tag viel befahren. Es folgen die Kreuze Essen-Ost mit 117 000 (Autobahnen A 40 und A 52), Breitscheid und Hilden.

Auf welchen einzelnen Abschnitten wird es besonders eng?

Besser umfahren werden: Düsseldorf-Wuppertal (A 46, 13 127 Staumeldungen), Köln-Dortmund (A1), Köln-Krefeld (A57). Entgegen dem verbreiteten Gefühl ist die A 42 zwischen Kamp-Lintfort und Dortmund mit mehr als 8400 Meldungen innerhalb des Ruhrgebiets stauanfälliger als der Ruhrschnellweg A 40 auf seinem Kernstück Essen-Dortmund (7884 Staumeldungen). Leichter zu befahren war 2014 offenbar der A 40-Abschnitt zwischen Duisburg und Essen mit nur 5857 Meldungen.

Gibt es auch Wohlfühl-Abschnitte?

Ganze sieben Staumeldungen kamen im letzten Jahr von der Autobahn A 542. Stau-Gesamtlänge: Neun Kilometer. Autobahn-Gesamtlänge: Sechs Kilometer. Wo die A 542 entlang führt? Zwischen Monheim und Langenfeld. Ein Unikum, das (Kostengründe!) nie weitergebaut wurde.

Wann gibt es die meisten Staus?

Grundsätzlich an Freitagen. Und der staureichste Monat 2014 war laut Verkehrsdatenbank des ADAC der Oktober. Platz 2 nimmt der Ferienmonat August ein, gefolgt vom Juli. In beiden Monaten sind vor allem süddeutsche Strecken voll.

Ist Deutschland auch Europameister im Stau-Stehen?

Der „Standort D“ ist mit 35 Staustunden pro Jahr und Einwohner drittplatziert, hat das Institut Inrix ausgerechnet. Ganz vorne liegen Belgien (58 Stunden) mit seinen Ballungszentren Brüssel und Antwerpen und unser Nachbar Niederlande (44 Stau-Stunden).

War 2014 stauanfälliger als 2013?

Die ADAC-Verkehrsdatenbank meldet für das letzte Jahr bundesweit 475 000 Staus. Ein bemerkenswerter Rekord. Binnen zwölf Monaten ist das ein Plus von 15 Prozent. ADAC-Sprecher Andreas Hölzel sagt: „Wir haben schon einen gewissen Verkehrszuwachs, aber bei Staumeldungen haben wir große Sprünge, die sich nie und nimmer dadurch erklären lassen“.

Woher kommt dann das Plus?

Es werden neue Messmethoden genutzt. Stauscanner melden über GPS Handydaten von Autofahrern. Außerdem werden Reisedaten von Lkw-Flotten ausgewertet. Das ersetzt immer öfter die klassischen Polizei- und Hubschraubermeldungen. Andererseits glaubt der ADAC, das deutsche Autobahnnetz stoße an die Kapazitätsgrenze. Hölzel: „Es gibt erheblichen Handlungsbedarf bei der Engpassbeseitigung“. Zudem solle der Fernstraßenetat auf 7,5 Milliarden Euro jährlich erhöht werden. Heute werden etwa fünf Milliarden ausgegeben.

Warum gibt es in einem Jahr mehr, im nächsten weniger Staus?

Neben schlechter Infrastruktur oder Baustellen hat das Institut Inrix bei einem Vergleich von 13 europäischen Ländern eine verblüffende Ursache gefunden: Länge der Staus und Wirtschaftslage sind direkt voneinander abhängig. Das ist auch logisch. Wenn die Konjunktur brummt, mehr Menschen zur Arbeit fahren und viel Fracht unterwegs ist, muss sich der Autofahrer mehr gedulden. Die Euro-Krise hat Spanien und Portugal 2013 ökonomisch abstürzen lassen – mit zynischer Folge: Auf den Autobahnen in Iberien ist es ganz entspannt zugegangen.

Was will die Landesregierung tun, um die Zahl der Staus zu senken?

Verstärkt elektronische Verkehrsbeinflussungsanlagen einsetzen. Standstreifen für den Verkehr freigeben. Straßenverkehr auf die Schiene verlagern - beispielsweise mit dem Rhein-Ruhr-Express. Und mehr reparieren, „damit nicht eines Tages Brücken und Strecken ganz gesperrt werden müssen“.