Amman. . Der brutale Terror der IS-Miliz hat eine neue Dimension erreicht. Bei lebendigem Leib wurde eine eingesperrte Geisel verbrannt. Ein Video zeigt den bestialischen Mord.
Lange hatten die Jordanier gehofft, der Kampfpilot Muas al-Kasasba (26) käme im Austausch gegen eine Terroristin lebend aus der Geiselhaft der Terrormiliz IS frei. Die Extremisten hatten sich in der vergangenen Woche überraschend verhandlungsbereit gezeigt. Doch seit gestern ist es traurige Gewissheit: Der jordanische Kampfpilot, der mit seiner F-16 am 24. Dezember im Norden Syriens nahe der Dschihadisten-Hochburg Rakka abgestürzt und von der Terrormiliz gefangen genommen worden war, ist tot – verbrannt in einem Käfig bei lebendigem Leibe.
Das zeigt ein grausames Video, das auf dschihadistischen Internetseiten veröffentlicht wurde. 22 Minuten lang wird der junge Pilot, der mit Benzin übergossen und angezündet wird, zu Tode gequält. Das Video ist möglicherweise Tage oder sogar Wochen alt. Das jordanische Militär schwor gestern Rache. „Das Blut des Märtyrers wird nicht umsonst geflossen sein“, sagte ein Armeesprecher. „Unsere Rache wird das Ausmaß des Schmerzes haben, der allen Jordaniern zugefügt wurde.“
Die Verhandlungen mit den Dschihadisten waren in der vergangenen Woche ins Stocken geraten, weil die Jordanier ein Lebenszeichen des Piloten verlangt hatten. Sie waren bereit, al-Kasasba und möglicherweise auch den japanischen Journalisten Kenji Goto gegen die in Jordanien zum Tode verurteilte irakische Terroristin Sadschida al Ridschawi auszutauschen. Die Frau gehört zu vier Terroristen, die 2005 in Amman versucht hatten, gleichzeitig in mehreren Hotels Selbstmordanschläge zu verüben. Drei Attentäter sprengten sich in die Luft, 57 Menschen starben. Bei al-Ridschawi zündete der Sprengstoffgürtel nicht.
Seit der Enthauptung der zweiten japanischen Geisel am Wochenende waren die Hoffnungen, den Piloten doch noch befreien zu können, weiter gesunken. Nun haben die Extremisten binnen weniger Tage das dritte bestialische Mordvideo im Internet veröffentlicht. Der IS konnte al-Kasasba nicht zu Geld machen, aber die globale Dschihad-Szene mit einer neuen blutigen Geiselshow beglücken.
Die ersten, deren Enthauptung der IS im Internet zur Schau stellte, waren drei US-Amerikaner und zwei Briten. Hinzu kommen Dutzende Syrer und Iraker. Italienische und spanische Geiseln sollen gegen Lösegeld freigekommen sein. Auch arabische Familien geben Tausende US-Dollar, um entführte Anwälte und Polizisten frei zu bekommen. Das Geiselgeschäft ist für die IS-Milizen einer der lukrativsten Wirtschaftszweige.
Konkurrenz zu Al-Kaida
Die mit der Terrorgruppe Al-Kaida in Konkurrenz stehende Miliz hat Publicity nötig. Das Terrornetzwerk und die Newcomer vom IS sind erbitterte Feinde. Mit ihrem Vormarsch im Irak und in Syrien hat der IS die globale Dschihad-Szene beeindruckt – und Hunderte junge Freiwillige für den Kampf begeistern können.
Zuletzt übte sich Al-Kaida an einem Comeback. Während der IS durch die Luftschläge der internationalen Allianz im Irak und in Syrien unter Druck gerät, konnte die ebenfalls in Syrien kämpfende Al-Kaida-Tochter Nusra-Front ihren Einfluss vergrößern. Nach Ansicht einiger Experten gelten nun die Al-Kaida-Kämpfer im Vergleich zu den Schlächtern des IS als vergleichsweise moderat.