Berlin.. Er strahlte Autorität aus und wurde weltweit geachtet. Deutschland nimmt Abschied beim Staatsakt am 11. Februar im Berliner Dom

Richard von Weizsäcker ist am Samstag im Alter von 94 Jahren in Berlin gestorben. Kein anderer Bundespräsident hat das Amt so geprägt wie er. Theodor Heuss war eine Integrationsfigur, Gustav Heinemann eine moralische Instanz. Johannes Rau machte sich um das deutsch-israelische Verhältnis verdient. Richard von Weizsäcker aber war das Maß aller Dinge, der Idealtypus: Er strahlte Autorität aus, stand über den Parteien, wurde weltweit geachtet. Mit einer Rede zum 8. Mai 1945, zur deutschen Schuld, machte er sich unsterblich und galt als Repräsentant eines besseren Deutschlands.

Zehn Jahre lang war Richard von Weizsäcker Präsident. Auch danach blieb er eine Instanz. Er wurde verehrt wie zuletzt noch Helmut Schmidt, der aber erst nach seiner Kanzlerschaft zur Kultfigur wurde.

Hilfsverteidiger seines Vaters

Als Richard von Weizsäcker 1984 Präsident wurde, brachte er alles dafür mit: Politische Erfahrung in der CDU und Staatsämtern, der gebürtige Stuttgarter war unter anderem Berliner Bürgermeister gewesen; dazu Renommee weit über die Politik hinaus, weil er sich zum Beispiel in der evangelischen Kirche engagierte. Vor allem zählen die Weizsäckers seit über 150 Jahren zu den bedeutendsten Familien des Landes: Wissenschaftler, Politiker und Beamte – sie alle spielten bei der Gründung des Nationalstaats unter Bismarck eine Rolle, im Ersten Weltkrieg, in der NS-Zeit und danach.

Die düstere Periode hat ihn geprägt. Er war Soldat im Zweiten Weltkrieg, wurde leicht verwundet. Als junger Jurist verfolgte er später als Hilfsverteidiger seines Vaters (er war Botschafter, Staatssekretär und SS-Brigadenführer) die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse. Jahrzehnte später lautet die Kernpassage seiner berühmten Rede: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung.“

Staatsakt im Berliner Dom

Nach dem Krieg begann er mit dem Jurastudium in Göttingen. Bei Mannesmann steigt von Weizsäcker als Jurist zum Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung auf. 1954 tritt er der CDU bei. Die Öffentlichkeit wird auf den Freiherrn aufmerksam, als er fordert, sich mit den Polen auszusöhnen und die Oder-Neiße-Grenze zu akzeptieren.

Mitte der 60er-Jahre sucht Helmut Kohl neue Gesichter. Er will die CDU modernisieren und sorgt dafür, dass Weizsäcker in den Vorstand einzieht und für den Bundestag einen sicheren Listenplatz erhält. Später kommt es zum Zerwürfnis. Kohl hat gezögert, von Weizsäcker als Staatsoberhaupt vorzuschlagen. Es war eine Vorahnung auf die kritische Distanz, mit der er Kohls Kanzlerschaft verfolgen sollte. Bei den Bürgern war er überaus beliebt, und manche nannten ihn „König Richard“.

Am 11. Februar wird Deutschland mit einem Staatsakt im Berliner Dom Abschied nehmen.