Abuja. Boko Haram versucht erneut die Millionenstadt Maiduguri in Nigeria einzunehmen. Ein erster Angriff war in der vergangenen Woche gescheitert.

Die islamistische Terrororganisation Boko Haram hat nach einem ersten Rückschlag erneut die Millionenstadt Maiduguri im Nordosten Nigerias angegriffen. In der Stadt sei schweres Artillerie-Feuer zu hören gewesen, berichteten Augenzeugen und nigerianische Medien am Sonntag.

In der Stadt herrsche absolutes Chaos, sagte der Bewohner Umar Elkanemi der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. "Ich versuche, meine Familie in Sicherheit zu bringen." Es seien ständig Schüsse zu hören, und die Bevölkerung habe große Angst, sagte er weiter. Tausende Menschen seien auf der Flucht. "Betet für uns, denn die Regierung hat im Kampf gegen Boko Haram versagt."

Maiduguri könnte zu Nigerias Kobane werden

Die Extremisten hätten versucht, durch den Vorort Dalwa nach Maiduguri einzudringen, sagte ein Soldat. Anschließend griffen sie offenbar aus verschiedenen Richtungen an. Die Armee habe Kampfflugzeuge eingesetzt, so die Zeitung "Premium Times".

Auch interessant

Kämpfer der sunnitischen Gruppe hatten Maiduguri erstmals vor einer Woche angegriffen, aber Soldaten drängten sie zurück. Die Stadt hat offiziell rund 1,2 Millionen Einwohner.

"Maiduguri droht zu Nigerias Kobane zu werden. Denn in der Stadt leben schon heute rund 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge unter katastrophalen Umständen", schreibt die Gesellschaft für bedrohte Völker. Fluchtwege gebe es für die Menschen nicht mehr, da Boko Haram weite Regionen in der Umgebung kontrolliere. Es sei zu befürchten, dass die Gruppe bis zu den Wahlen in zwei Wochen mit einer spektakulären Einnahme von Maidugri den Staat Nigeria und dessen politisches System weiter destabilisieren wolle.

Mehr als eine Million Menschen auf der Flucht

Die militante Gruppe terrorisiert seit Jahren den Norden Nigerias und angrenzende Gebiete. Sie will dort einen Gottesstaat aufbauen. Seit Monaten fallen die Islamisten auch in das Nachbarland Kamerun ein.

Die Afrikanische Union hatte in den vergangenen Tagen bei ihrem Gipfeltreffen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba beschlossen, einen multinationalen Militäreinsatz mit mindestens 7500 Soldaten gegen die Terrorgruppe zu starten. Dieser muss aber noch vom UN-Sicherheitsrat verabschiedet werden.

Schätzungen zufolge sind seit 2009 mehr als 13.000 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als eine Million Menschen sind vor den Kämpfen in andere Landesteile oder Nachbarländer geflohen. (dpa)