Berlin. Bei Wikipedia wird heftig über die Relevanz von Pegida-Mitbegründerin Kathrin Oertel gestritten. Zum “Totschweigen“ sei es “leider zu spät“, heißt es.

Die Autoren des Online-Lexikons Wikipedia streiten heftig über die Relevanz von Pegida-Mitbegründerin Kathrin Oertel (36). Ein Eintrag, der wenige Stunden nach Oertels Auftritt in der ARD-Talkshow "Günther Jauch" vom Sonntagabend entstanden war, ist zur Löschung vorgeschlagen.

"Die Frau war 1x in einer Talkshow. Das erzeugt keine Relevanz", lautet ein Beitrag, der für das Löschen des Eintrags wirbt. "Jauch war nur der Anfang. Von Frau Oertel wird in den nächsten Monaten noch sehr viel zu lesen, hören und sehen sein", heißt es in einem Beitrag für den Erhalt. Ein anderer bedauert, zum "Totschweigen" sei es "leider zu spät". Es sei zudem eine "beachtliche Lebensleistung, einen öffentlichen Sympathiewettbewerb gegen Alexander Gauland und Günther Jauch zu verlieren".

Oertel ist im Vorstand des Vereins Pegida als Schatzmeisterin aktiv und tritt als Sprecherin der islamkritischen Bewegung ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") auf.

Wikipedia lebt von Beiträgen, die Menschen weltweit kostenlos verfassen und in die Online-Enzyklopädie einstellen. In Diskussionsforen wird rege darüber diskutiert, ob jeweils die Fakten und Tatsachen stimmen oder ob etwa eine Person für die Öffentlichkeit relevant genug ist, um bei Wikipedia gelistet zu sein.

Oertel: "Eine ganz normale Frau aus dem Volk"

Spätestens seit ihrem Auftritt in der ARD-Talkshow von Günther Jauch gilt Kathrin Oertel als das Gesicht von Pegida. Die 36-Jährige, die an diesem Freitag ihren 37. Geburtstag feiert, wirkt etwas streng, ihre Rhetorik ist nicht geschliffen wie die von Politikern. Stattdessen ein sächsischer Zungenschlag, einfache Worte, die scheinbar das unterstreichen, was Oertel sein will: "Eine ganz normale Frau aus dem Volk."

Auch interessant

Obwohl sie bereits seit Wochen als Sprecherin der islamkritischen Pegida-Bewegung fungiert und von Anfang an bei den Demonstrationen in Dresden dabei war, ist nur wenig über Oertel bekannt. Interviews mit der von den Pegida-Anhängern oft verschrienen "Lügenpresse" lehnt sie bisher meist ab. Bei den Kundgebungen ergriff sie dagegen schon früh das Wort. Die Mutter von drei Kindern lebt in Coswig, einer Kleinstadt in der Nähe von Dresden, und arbeitet frei als Beraterin im Immobilienbereich.

Zu den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) kam sie, weil sie nach eigenen Worten immer schon politisch interessiert war - aber nie eine Partei fand, in der sie sich zu Hause fühlte. Bisher habe sie ihr Kreuzchen zur Wahl bei der FDP gemacht, im vergangenen Jahr dann zum ersten Mal bei der rechtskonservativen Alternative für Deutschland (AfD). Im Pegida-Verein ist Oertel als Schatzmeisterin Mitglied des Vorstandes um Pegida-Chef Lutz Bachmann. (dpa)